Mafialand Kosovo

Mafialand Kosovo
Jetzt mal völlig unabhängig von den Kriegsverbrechen in Folge, die unentschuldbar sind und bleiben (aber definitiv nicht nur von den Serben allein begangen wurden, denn auch von den Kroaten und eben auch von nicht wenig Kosovaren), ist die Teilung des ehemaligen Jugoslawiens eine Rückfall in barbarische Zeiten des frühen Kapitalismus. Und genau darum ging es auch: um „Balkanisierung“ und Einflussnahme (seitens der mächtigen EU, oder einzelner ihrer Staaten, ja sogar um eine Öl-Pipeline (Albanien), und last not least um kirchliche Domänen. Die katholische Kirche, vorneweg der Opus Dei, betätigt sich schon seit Jahrzehnten als Waffenhändler nach Kroatien, selbstredend waren auch die verschiedenen orthodoxen Kräfte am Werk, und was die Unabhängigkeit des Kosovo nun angeht, so scheint mir das die späte Rache des untergegangenen osmanischen Reiches zu sein. Schließlich und endlich sind vor allem kriminelle Kräfte entstanden, die nicht mehr in ihre Schranken zu verweisen sind. So sei der Kosovo, nach einem Bericht des BND (man lese Jürgen Roths Homepage) definitiv als – und dahingehend einziges – Mafialand zu bezeichnen (was natürlich den anderen Mafialändern schweres Unrecht antut (Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Tschechei, Russland…).

Nationale Semantik ist nur opportun

@Gerstner: Ja, die Kriminalität ist kein Problem des Kosovo allein, daher habe ich mich auch ein wenig über die Blauäugigkeit des BND amüsiert. Und auch ein Problem des Balkans ist es eben nicht allein. Mag sein, dass lokale Strukturen, begünstigt durch gewisse historische Momente (500 Jahre osmanische Besatzung haben per se nicht bessere Menschen, noch Strukturen, dort entstehen lassen) dort besonders brutale Zweige der internationalen Mafia keimen ließen; zu einem internationalen Problem sind diese aber erst geworden, durch ihre Integration ins internationale Finanzkapital. Und das Zentrum der Geldwäsche des Mafiakapitals soll bekanntlich Frankfurt am Main sein. Selbst die serbische Mafia dürfte spätestens hier wieder auf Freundesland stoßen, selbst wenn sie im Alltagskrieg als Gegner verteufelt wird. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich, Pack macht Geschäfte. Es ist die Verflechtung zwischen Finanzkapital und Mafiakapital, die diese neue Balkanisierung ins Leben gerufen hat, und wie gesagt: alte Kräfte haben da fröhlich Urständ mit gefeiert. Wer dort welche Geschäfte und mit wem macht, ist die Grundfrage für Grenzziehungen, dort wie offenbar auch hier (schauen wir uns nur das Affentheater in Belgien an!), nationale Semantik ist nur opportun.

faz.net/Unabhängigkeit des Kosovo:Nach einer alten Melodie, 22.07.2010

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