Klassenkampf im Kulturzimmer
Nicht „Kulturkampf im Klassenzimmer“, sondern Klassenkampf im Kulturzimmer. Schon während meines Studiums habe ich im Rahmen der theoriebegleitenden Praktika in bestimmten Milieus versucht Nachmittagsbetreuung von Kindern und Jugendlichen mit politischer Aufklärung zu verknüpfen. Gescheitert bin ich an gewissen Pseudolinken, die der Meinung waren, dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen der Arbeit mit den Erwachsenen untergeordnet sei. Wenn die Eltern türkische Nationalisten (nicht selten fanatische Anhänger der faschistischen Grauen Wölfe) sind und ihre Kinder politisch indoktrinieren, aber die Serviceleistungen von linken Studenten selbstredend in Anspruch nehmen, dann ist dieser Opportunismus politisch korrekt, denn diese Leute seien ja unterdrückt. Nun ja, dass Ausländer in diesem Land nicht die gleichen Rechte genießen wie Deutsche, das ist auch mir nicht neu, doch läuft diese Unterdrückung eben auch durch deren eigenen Strukturen hindurch. Graue Wölfe sind Verbündete der Unterdrücker, nicht der Unterdrückten, und Eltern, die mit diesen sympathisieren, sind Unterdrücker, die ihrer Kinder auf jeden Fall. Der Klassenkampf verläuft nicht linear, bzw. eindimensional. Manchmal muss man die Unterdrückten als Unterdrücker entlarven.
faz.net/Kulturkampf im Klassenzimmer:Was gehst du zu den Deutschen?, 21.07.2010