Wenn die Demokratie sich häutet
Von außen ist natürlich nur schwer vorstellbar, was da gerade passiert, aber ich befürchte beinahe, dass selbst die handelnden Akteure nicht mehr wissen, wessen Spiel sie da treiben. Da quittiert dieser bürgerlichsten aller Regierungen seit Adenauers Zeiten ein Bürgerlicher nach dem anderen die Dienste. Und doch will es scheinen, dass bürgerliche Politik sich durchsetzt. Obsolet sind die Fronten konservativ-liberal, bzw. links-rechts (sozialdemokratisch-bürgerlich), hingegen hoch potent die Gegenüberstellung Politiker-Bürokrat. Denn nämlich die Politiker sind es, die sich da in die Wirtschaft verdrücken (mit Koch ging aber auch ein Bürokrat). Die einzig sich politisch noch zu begreifen suchende Frontenstellung wäre da zwischen katholisch und protestantisch, eine, wie sich zeigt, hoch aktive. Bürokraten, die in den Farben ihrer Kirchen Politiker spielen, Politiker, die in die Wirtschaft gehen, das scheint mir der Doppelpass in diesem Spiel, und zugleich Beleg dafür, dass die Konservativen nicht wirklich abdanken, wie dafür, dass die Liberalen nicht sozial geworden sein können, weil beide nämlich nur die Sicherheit des Heimspiels suchen. Doch Kapital wie Amtskirchen lecken derzeit noch ihre Wunden. Eine Häutung der Demokratie, die sie tödlich verwunden kann.
faz.net/Nordrhein-Westfalen:Rüttgers tritt nicht gegen Hannelore Kraft an, 19.06.2010
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[…] ausgetriebenen Teufel zum Zombie Wenn die Konservativen über die Opportunisten schimpfen, die in den eigenen Reihen, dann ist das gerade so, als würde der Teufel sich selbst […]