Gebt sie frei, die armen Luder

Gebt sie frei, die armen Luder
Aber irgendwas passt hier nicht. Ich denke gerade, was hätte da so eine Staatsmätresse beim Bundespräsidenten zu suchen? – doch bestenfalls nur was als Pflegekraft.
Unser Politikgeschäft ist doch nur noch an seinen Hinterausgängen frivol (oder in irgendwelchen nichtsagenden Grenzregionen). Wenn da nicht ein gewisser Friedman, der Michel, gewesen wäre, hätten wir gar nichts davon erfahren. Was die Moderne diesbezüglich so anrüchig macht, ist doch nicht der Geruch der freien Liebe, sondern dessen gänzliches Fehlen, die diesbezügliche Sterilität zwischen allen Betten. Und natürlich die Berechenbarkeit, um nicht zu sagen Berechnung von Lust. Ein Marquis de Sade will mir daher immer noch als der diesbezügliche Protagonist erscheinen. Nicht so sehr in Bezug auf seine philosophische Grundlage, die des modernen Nihilismus, die ist ehe obsolet, soweit es sich um eine Überzeugung hierbei handelt, nein, was mir an seinen Erzählungen am heftigsten aufstieß, waren doch nicht die wahllosen Stöße in gleich welche Körperlücken, sondern das pedantische Zählen dabei. Der Krämer im Lustrock, ist in etwa sowas wie eine Krähe im Gefieder einer Amsel. Und daher bitte, keine Mätressen an die Höfe, gebt sie frei, die armen Luder, lasst sie fliegen!

Die Selbstgefälligkeit ablegen
@specialmarke: Also die Uschi, die Obermeier, sie ist ja jetzt mehrfach erwähnt worden (wie kommt es nur, dass alle bei einem bestimmten Stichwort an dieselbe denken? Da hat jemand reichlich Eindruck gemacht, auf uns Herren der Schöpfung, die wir da so lästern) soll heute eine „erfolgreiche Schmuckdesignerin“ sein, so zumindest laut FAZ, in den USA, das ist doch was. Nun nach ihren Tagen in der Kommune war sie so was wie ein Groupie, eine, die mit den Stones, na ja, die Vögel gezählt hat (wen wundert’s, nach dem Leben mit dem Spießer Langhans). Ein bisschen dumm muss sie schon gewesen sein, zumindest wenn man glaubt, was sie selber über sich erzählt („Buchstaben sind mir zu unattraktiv“, und der Langhans?, Spiegelinterview 2007/ org/wiki/Uschi_Obermaier). „Fliegen“ gelernt hat sie aber dann doch, später, nachdem die Stones sich mit noch jüngeren Dingern zu Bett gelegt haben. So ist sie meiner Meinung nach doch noch eine interessante Frau geworden (und es ist ja nicht ganz falsch Buchstaben für unattraktiv zu halten). Ich sehe sie gar nicht so als „Menopausenschabracke“ (Filou).

(Apropos Filou: – „Honorée de Binsac“ – , haben Sie sich da verschrieben, oder darf ich mich geschmeichelt fühlen? Balzac, wenn sie den meinten, ist übrigens mein Lieblingsschriftsteller.)

Also will das Mädel von heute wirklich die Mätresse so eines alten Politfracks sein, oder ein Supersternchen auf Ewig-Diät? Ist das alles, was nach 68 übrig geblieben sein soll (nach der Obermeier, die ja diesbezüglich nie ein Vorbild hat sein wollen)? Das will ich nicht glauben! Dass mir das keiner falsch versteht. Es geht nicht um den Spaß, den Frau da nicht haben soll – wenn es denn welcher ist -; sie soll ihn haben! Und wenn es tatsächlich nur mit einem Mätressendasein gehen soll (in der Antike war das auch nicht anders, nur war das damals die einzige Möglichkeit eine gebildete Frau zu sein, wo die Hausfrau doch die erste Sklavin im Staat war – irgendwie ist sie das bis heute geblieben), aber bitteschön.

Nur das können die wenigsten (ich kenne persönlich nur eine, die das richtig hingekriegt hat, ob sie allerdings noch lebt, weiß ich nicht, sie war Hure aus Leidenschaft – vor dem Aidszeitalter), auch Starfußballer kann nicht jeder werden.

Also, was wollen wir jetzt den Frauen erzählen? Dass wir nicht mehr an sie glauben? Nur weil halt der reiche Langweiler dem armen Langweiler vorzuziehen ist? Ist der Arme denn per se der Bessere? Mit Maugham, am fiktiven Beispiel eines Malergenies, das auf Gauguin passen könnte (Silbermond und Kupfermünze), wissen wir, dass das nicht stimmt. Erst wenn reich u n d arm (als Einheit im Gegensatz) überwunden sein wird, kann man auf „Bessere“ hoffen, bis dahin mag gelten, was Brecht, leicht abgewandelt, dazu meinte: es gibt nichts Gutes im Schlechten. Und wenn es einem Robbie Williams zugeschrieben wird, was ich da mal anlässlich einer Konzertkritik gelesen habe, nämlich dass er nur ein Gebot Gottes kennt: du darfst Gott nicht langweilen, dann zielt das ganz sicher auf das weibliche Publikum. (Der Gute, seine Musik ist nicht unbedingt die meinige, fühlt sich da durch die Seele einer Frau. Nur was ein wahrer Poet ist, dem ist die Allegorie alles.) Und wie langweilig kann Armut sein, vor allem dann, wenn sie mit Selbstgefälligkeit einhergeht. Deswegen sollten wir uns nicht über so viele Uschis erheben!

Wenn wir die Käfige nur richtig aufmachen, dann treibt sie der Wind schon von alleine raus, die Vögel. Und dafür mag die Vitae einer Uschi Obermeier stehen, selbst wenn sie sich nicht als Vogel sieht.

Nun genug der Belehrung, ich „gebe sie jetzt weiter“ (Oskar Wilde).

faz.net/blogs/stuetzen/archive/2010/06/21/moderne-und-absolutismus-1-die-staatsmaetresse

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3 Trackbacks

  • Von Das Richtige hinter dem Falschen am 6. April 2011 um 19:34 Uhr veröffentlicht

    […] die ganze naturalistisch/impressionistische Malerei das nicht ist. Für mich sind immer noch Gauguin, Goya oder auch van Gogh die wahren Revolutionäre. Die Begründer des modernen Realismus. […]

  • Von Wer gut schreiben will, muss besser lesen am 6. Februar 2012 um 16:35 Uhr veröffentlicht

    […] Prototyp diesbezüglich wäre für mich Balzac. Der Gute (ich verehre ihn) war eigentlich viel zu jung für d i e Menge an Wissen, die er da zum Besten gab. Er war der […]

  • Von Wie der schlechteste Mensch in dieser kapitalistischen Klassengesellschaft am 14. Oktober 2013 um 13:10 Uhr veröffentlicht

    […] weiß auch der Marxismus, dass sein bevorzugtes Subjekt, die verarmte Klasse der Proletarier, eben nicht per se das bessere ist. Es kann auch das denkbar schlechteste sein. Auch aus diesem Grund bleibt die beste marxistische […]

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