Der Komaschlaf des Ouzo
„Kontrollierte Deflation“, was wohl bedeutet: fallende Preise, aber eben noch tiefer fallende Löhne. Denn letztlich bezahlt der griechische Arbeiter den Schaden, und dies gleich zweimal: durch seinen geringeren Anteil am Mehrwert, welchen er nämlich immer noch, trotz all der Unkenrufe, erwirtschaftet, und durch Preise, die trotz Deflation immer höher sein werden, als die Löhne fallen. Und das Ausland kassiert auch doppelt, einmal durch den höheren Profit aus dem noch billiger gewordenen griechischen Arbeiter und durch den Import von billiger gewordenen Waren von dort (die griechische Deflation hingegen hat keine Auswirkung auf die Weltmarktpreise). Griechenland wird damit für das Ausland (und den Tourismus) billiger und für die Griechen teurer. Das entspricht in etwa den Wirkungen einer schlechter gewordenen griechischen Währung, falls Griechenland die EG verließe. Im Übrigen zwingt eine solche Deflation die griechische Wirtschaft insofern in die Knie, als mit den fallenden Preisen transnationale Konzerne erheblich kreativer umzugehen verstehen. Im Ergebnis wird Griechenland noch deutlicher denn je mit den Ärmsten der 3. Welt konkurrieren. Bei den Preisen wie bei den Löhnen. Nicht mehr nur der Trinker, sondern der Ouzo selber, wird wohl ins Koma fallen.
faz.net/Schuldenkrise:Hilfspaket für Griechenland beruhigt die Märkte,12.04.2010