Revisionistischer Sozialdemokratismus

Revisionistischer Sozialdemokratismus
Das Bonmot einer Frau Nahle enthält, vermutlich wider Absicht, nämlich in Form der Selbstironie bzgl. kleinbürgerlicher Allmachtsfantasien, ein beachtenswertes Element der Analyse, das dennoch nur bedingt in die richtige Richtung weist. Ist Lafontaine ein Kleinbürger? Nun, vielleicht ist er das, aber viel mehr ist er, zumindest er, ein Bourgeois, mit kleinbürgerlichen Attitüden vielleicht. Aber das sind nur Äußerlichkeiten, wesentlich scheint mir doch der Bezug zu der Klasse zu sein, der er über Jahrzehnte hinweg so erfolgreich diente: der Arbeiteraristokratie, der westdeutschen (die ostdeutsche Version hiervon war die dort herrschende neue Bourgeoisie). Lafontaine ist der typische Vertreter jener („linken“) Arbeiteraristokratie, die sich nun mit den (ziemlich pragmatischen, und als solche eher rechten) Resten der ehemaligen und solchermaßen eben nicht in die westdeutsche Bourgeoisie aufgegangenen DDR-Elite zu vereinigen sucht. Dies auch auf der Grundlage eines entsprechenden Programms, des revisionistischen Sozialdemokratismus’, historisch „Zentrismus“ genannt, eben des („klein“-)bürgerlichen Linksradikalismus. Ideologisch also ein Kleinbürger, parteipolitisch ein Arbeiteraristokrat, sozial ein Bourgeois.

faz.net/Linkspartei:Die Linke nach Lafontaine, 31.03.2010

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