Frecher Geschichtsrevisionismus

Die Tiefenschau rings um den Nabel des Betrachters
Es wäre vermutlich sehr vereinfachend gesagt, wenn man jenen Ökonomiepropheten ihre „Insiderverstrickungen“ vorhielte, was sie zu unabhängigen Analysen erst gar nicht befähigte. Doch der Anschein trügt nicht nur. Nicht so vielleicht, wie ein Staatsanwalt das sehen würde (das auch, in wohl nicht wenigen Fällen), aber als „blinder Fleck“ (Žižek), der die Sicht einer ganzen Gattung vernebelt, insiderverblendend also! Und dabei gibt es natürlich auch ein methodisches Problem, eben einer solch ideologischen Theorie: Wenn man das Handeln der Menschen, die gesellschaftliche Praxis, welche in Wechselwirkung zwischen den Dingen und dem Bewusstsein agiert, und zwar solchermaßen, dass dadurch die Dinge erst hervor gebracht werden, so wie sie dem Bewusstsein erscheinen, vergegenständlicht, abstrahiert man nicht nur reine Objekte (der Betrachtung), sondern isoliert auch ein Subjekt, das solchermaßen zum (ohnmächtigen) Betrachter (seiner selbst) geworden ist. Die „Tiefenschau“ rings um den Nabel des Betrachters, wäre dann die ganze Weisheit.

Frecher Geschichtsrevisionismus
Es ist die bürgerliche Ökonomie, die da von der narzisstischen Schau des Abendlandes zur spenglerschen Bewältigung desselbigen schreitet. Doch, soweit diese ökonomische Politik (noch) den Ausgleich mit der gewerkschaftlich organisierten Arbeiteraristokratie gesucht hat, galt sie als „sozialdemokratisch“. Und wenn die Liberalen noch so dagegen schimpfen, sie waren/sind darin nicht weniger sozialdemokratisch, denn auch der sog. Mittelstand glaubte zumindest bisher nicht immer nur das, was ihm da „hoch vom gelben Wagen“ zugeflötet wurde. Insofern sich nun der Sozialdemokratismus in einerseits Sozialpatriotismus und andererseits Neo-Neorevisionismus („Die Linke“) spaltet – und sich dabei Teile der Arbeiteraristokratie am linken Rand marginalisieren -, versucht sich ein Neo-Neoliberalismus zum Wortführer dessen zu machen, wovon er gestern nur (patriotische) Lieder sang: einem (neuen) deutschen kleinbürgerlichen Patriotismus. Geldentwertung-Vernichtung von Werten-Vernichtung von Leben, das ist die Prosa zu jener Lyrik. Wir kennen das, wenn auch ein jener frecher Geschichtsrevisionismus, der dabei vonnöten ist, noch zivilisiert erscheinen möchte. Denn noch ist halt eben dieser „Mittelstand“ noch nicht ausreichend barbarisiert/prekarisiert.

faz.net/Tücken der Konjunkturprognosen:Nur ein bisschen besser als Würfeln, 29.03.2010

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  • Von A-soziales Gelage am 29. März 2010 um 20:37 Uhr veröffentlicht

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  • Von Revisionistischer Sozialdemokratismus am 31. März 2010 um 21:49 Uhr veröffentlicht

    […] DDR-Elite zu vereinigen sucht. Dies auch auf der Grundlage eines entsprechenden Programms, des revisionistischen Sozialdemokratismus’, historisch „Zentrismus“ genannt, eben des („klein“-)bürgerlichen Linksradikalismus. […]

  • Von DKP-Phrasen am 23. April 2010 um 20:50 Uhr veröffentlicht

    […] Da lachen die Hühner drüber. Ich bezeichne das im Übrigen als Neo-Neorevisionismus (vgl. „frecher Geschichtsrevisionismus“ ), bzw. als Revisionistischer Sozialdemokratismus. Die Klassenbasis scheint mir jenes prekäre […]

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