Die Barbarisierung der prekären Eigentümerrechte

Die Barbarisierung der prekären Eigentümerrechte
Mag sein, dass man als Betroffener nur diese Seite, nämlich die des individuellen Verlustes, zu erkennen vermag, doch ist es eben so einfach nicht. Der „digitale Maoismus“ – und als solcher Begriff liegt er ironischerweise der Wahrheit sogar näher, als er ob dessen polemischen Verpackung vermutlich gewünscht war -, ist kein Phänomen, das dem Subjekt eigen wäre, denn er rekuriert nicht auf das Bewusstsein, sondern auf das Sein, das gesellschaftliche. Der Kapitalismus selber hat die gesellschaftliche Produktion an Gütern und Dienstleistungen – und auch an Wissen, ja Wissen, auch das ist nunmehr gesellschaftlich, nicht mehr individuell konnotiert -, so weit voran getrieben, all diesbezügliches auf ein Niveau gebracht, dass es nunmehr nicht mehr nur kaum noch möglich ist, auf diesem einmal erreichten Niveau Güter und Wissen so zu produzieren, dass sie diese Produktivkräfte gar ignorierten, sondern auch, dass das individuelle vom gesellschaftlichen nicht mehr zu trennen, der Privateigentümer von den Massen (den Konsumenten, wie den übrigen Marktteilnehmern) nicht mehr zu scheiden ist. Ganz einfache Frage: wer will heute noch wissen, ob eine Idee von ihm stammt, wenn er diese – oder Bausteine derselbigen – täglich in irgendwelchen digitalen Medien zu sehen, zu hören, bekommt?

Nein, nicht esoterisch, ist eine solche Verbindung, doch nicht weniger holistisch, als solche aber gesellschaftlich, nämlich vermittelt über die Sphäre der Produktion von Gütern, Dienstleistungen, Wissen, Kultur – und Medien. – Die reaktionärste Idee wäre nun die, die Wirkung der Medien – analog der Klassengesellschaft im Bildungssystem gar, zu begrenzen, damit die Massen daran nicht mehr teilhaben könnten. Würde das geschehen, würde die Gesellschaft innerhalb kürzester Zeit zurück in die Steinzeit katapultiert!

Der Mensch ist längst dort angekommen, wo der Sozialismus noch vor 150 Jahren hoffte, ihn mittels der sozialen Revolution hin zu befördern, dies allerdings ohne dabei frei zu sein, frei von den kapitalistischen Verkehrsformen, den Eigentumsformen, der Ausbeutung, der Profite für die einen, und dem Elend für die anderen. Gesellschaftlich hoch entwickelt ist er – der Mensch, das Subjekt, aber er ist nach wie vor ein „automatisches Subjekt“, ein sich selbst entfremdeter Mensch. Wie sehr, das sehen wir gerade an diesem Artikel. Der Sozialismus hat also noch eine reale Option!

Wenn nicht, wird er als ökonomische Tendenz, als Zwangsjacke der Moderne, als nicht hintergehbare Entwicklungsform des Kapitals, als Barbarei daherkommen. Und natürlich werden all die prekären Einkommen, wie die prekären Eigentumsrechte auch, als erste dann barbarisiert).

Die Verkehrsformen sind es, die längst obsolet sind, nicht die gesellschaftlichen Produktivkräfte, denn letztere meutern schon unter den kapitalistischen Produktionsverhältnissen, dessen Produktionsweise wie auch Eigentümerrechte, Eigentümerrechte die geltend zu machen, überlebensnotwendig sein können, das ist unbestritten, aber eben nur innerhalb einer solchen Gesellschaft. Und je mehr wir uns dagegen stemmen, den „Sozialismus“ (den „Maoismus“) also verteufeln, desto sicherer wird uns der Teufel heimholen – als Beelzebub, nämlich des Kapitals.

faz.net/blogs/planckton/archive/2010/01/12/wider-den-digitalen-maosimus

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Ein Trackback

  • Von Schöpfer und die Massen am 16. Januar 2010 um 19:02 Uhr veröffentlicht

    […] verurteilt ist.“ Und solches Gerede scheint mir der ultimative Beleg für zu sein, wie die „Kreativen“ sich gerade selber vom Planeten entsorgen. Und Gott sei dank, hat eine solche „Kreativität […]

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