Ein Plädoyer für den Sozialismus

Folgenden Beitrag habe ich an die FAZ-Redaktion gesandt, bin mal gespannt, ob sie ihn am 3. Januar abdruckt:
Nachtrag: Die FAZ-Redaktion hat heute die angekündigten Leserbeiträge abgedruckt, meiner war nicht – nicht mal in Auszügen – dabei. Mehr muss man dazu nicht sagen!

Ein Plädoyer für den Sozialismus

Aber drei Argumente gegen diese Art von „Sozialismus“, wie hier als Farce vorgeführt:

Erstens bedeutet Sozialismus nicht „Chancengleichheit“. „Chancen“ benötigt man nur dort, wo es für eine Minderheit eine entsprechende Option gibt. Kapitalismus verspricht daher Chancen für jeden aufzusteigen, von Gleichheit kann da wohl auch keine Rede sein, aber das ist nicht der entscheidende Punkt. Das Ziel – „aufzusteigen“ -, ist schon verräterisch.

Der Sozialismus und mit diesem der „Kommunismus“ bezieht sich auf den Umstand, dass der Kapitalismus die letzte aller Klassengesellschaften ist, will heißen: einer Gesellschaft, welche „Chancen“ zu verteilen hätte. Es ist das „Reich der Notwendigkeit“ – einer solchen, die bislang immer auf Mangelwirtschaft beruhte (Mangel für die große Mehrheit der Menschheit und Überfluss für eine Minderheit, wer möchte das leugnen, bedeutet selbst der modernste Kapitalismus) -, welches da verlassen wird, in Richtung „Reich der Freiheit“ (Marx).

Freiheit nicht nur, weil die „Notwendigkeit“ (für Not, für Mangel, für Unwissenheit… für letztlich die Abhängigkeit des Menschen von der Natur) obsolet geworden ist – der Kapitalismus selbst wird diese Grenze nicht überschreiten, wofür alleine schon die Existenz von Klassen sorgt -, sondern weil auch die Freiheit kein politischer Begriff mehr ist, sondern ein universaler, einer der das Verhältnis des Menschen zur Natur und damit zu sich selbst darstellt. Es ist der eigentliche Moment, in dem der Mensch sich von der Natur emanzipiert. Es ist der Eintritt in die eigentliche Geschichte, die die sog. „Vorgeschichte“ (Marx) damit beendet.

Zweitens: Sozialistische Chancengleichheit, gibt es also nicht, es gibt nur sozialistische Gesetzmäßigkeit und Gesetzlichkeit, und die Fortsetzung des bürgerlichen Rechts. Die Massen, die bisher nur für die Ausbeutung taugten, sollen im Sozialismus die Macht haben, die Wirtschaft dirigieren, und zwar solange, bis die letzte Klassengesellschaft im letzten Winkel auf diesem Planeten abgeschafft ist. Das ist ihre Chance, nicht Gleichheit, sondern ihr Privileg, zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit, seit dem es Klassen gibt.

Sämtliche Energien und Talente sind hierfür erforderlich. – Von „Einebnung der Talente“ kann keine Rede sein. Während des Sozialismus‘ wird es weiter Ungleichheit geben. Die „Chancen“ hierbei aber nicht in einer subalternen Klasse zu landen, wie eben das mit dem Proletariat im Kapitalismus geschah, sind im Sozialismus nicht mehr gegeben, dafür aber die Chancen, dieses Privileg auszuweiten, auf die Massen der Gesellschaft. Dafür wird im Sozialismus wahrscheinlich der härteste Klassenkampf geführt werden, da nur dieser darüber entscheidet, ob die Klassengesellschaft verschwindet, oder wieder die Macht übernimmt. All das sind Chancen, nicht aber die zur Gleichheit, sondern für die Verteidigung eines Privileg, das es nur im Sozialismus geben kann.

Das bürgerliche Recht hingegen, steht dem entgegen – die bürgerliche Chancengleichheit wird somit eingeschränkt – indes nicht abgeschafft, nicht in der Phase des Sozialismus. Es bleibt heftig umkämpfter Teil der Entwicklung auch im Sozialismus, einer Gesellschaft, die noch immer die Muttermale des Kapitalismus trägt, mit diesem verbunden ist, bis zu dessen Untergang.

Drittens: Die Marktwirtschaft nutzt keine wirklich natürlichen Triebe, die „Gier“ als einen solchen, schon gar nicht, die „Angst“ hingegen sicherlich. Die Gier ist kein natürlicher Trieb. Zeige man mir das Tier, das aus Gier mehr frisst, als es verträgt. Selbst der Löwe, der eine Beute gefressen und sich den Bauch voll geschlagen hat, fastet danach, zwecks Verdauung.

Der Mensch würde womöglich, und er tut es ja auch, weiter fressen, bis zur Übelkeit. Dass dem so ist, scheint mir daher eher eine kulturelle Errungenschaft, eine höchst zweifelhafte, aber auch die ist der Klassengesellschaft geschuldet.

Hunger, unnatürlicher Hunger, den aus Armut und diesbezüglicher Angst, kann Menschen gierig machen, oder der Hunger nach Macht, bzw. die Angst vor Machtverlust. – Und zeige man mir, das Tier, das solche Ängste hätte.

(K)ein Plädoyer für den Sozialismus
@Bobkova: „die Vorurteile der Leser gegen den Sozialismus zu schüren“, dieser Gedanke ist mir bei der Lektüre auch gekommen, und das Gros der Leser scheint dem ja auch zu entsprechen. Ich habe zu diesem Zweck daher einen Leserbrief an die FAZ-Redaktion geschickt – einen längeren natürlich -, mal sehen ob sie den drucken. Einstweilen kann jeder den Beitrag auch in „Herolds Weblog“ – „Ein Plädoyer für den Sozialismus“ – lesen, denn das hier ist kein Plädoyer dafür.

Die Gespenster bleiben
@Wilhelm: So so, ja dann bitte zu den Anfängen einer solchen Kultur,vor etwa 5000 Jahren,zu Beginn der Bronzezeit, als ersten Klassen sich bildeten. Ja Hunger gab es auch zuvor schon, und natürlich auch gewisse Gemetzel, aber Krieg?, Massenmord?, Massensterben? Allein der letzte Krieg hat 50 Millionen Menschen das Leben gekostet. Und wenn man die erste „Vogelgrippe“ im Anschluss an den 1. Weltkrieg mit einrechnet, und das sollte man, waren das schon mal 50 Millionen! – Den anderen Toten nicht gezählt. Das ist der Mensch? Ja? Wo haben Sie die ganze Zeit gelebt? Von welchem Planeten kommen Sie, dass Sie nicht bemerkt haben, dass solches inzwischen nicht mehr einer „natürlichen Auslese“ geschuldet ist, sondern einem wahnwitzigen Ehrgeiz, die Welt zu beherrschen. Daneben gibt es aber auch verteidigungswürdige kulturelle Errungenschaften, nennen Sie sie Altruismus, ich nenne sie Sozialismus – ja ja, ich höre schon, 100 Millionen Tote durch die Sozialisten, aber fangen Sie bitte dort an zu zählen, wo die ersten Sozialisten gemordet wurden? – , denn nun naht das Ende der Klassengesellschaft und eben 1 Milliarde noch Wohlgenährter fängt an unruhig zu träumen, und hofft doch, die Gespenster bald wieder los werden zu können. Aber die Gespenster bleiben.

Wechselseitige Spirale der Gewalt und der Beschränktheiten
Bujtor:Ich glaube nicht,dass Sie so alt sind, dass Sie Marx persönlich gekannt hätten. Und alles was sich auf ihn berief, war entweder unter ganz bestimmten historischen Schwierigkeiten, wie eben die eines zaristischen Russlands, heraus gebildet, oder es war erst gar keiner. Letzteres galt und gilt für die sog. Sozialistischen Länder, die die Nachkriegssowjetunion sich da als Satelliten hielt. Ihr Argument – „ich kenne den Sozialismus“ -, zieht nicht. Die Auseinandersetzung mit dem Sozialismus muss auf theoretischer Grundlage geführt werden, nicht auf dieser verleumderischen Ebene, wie z. B., dass die Vietnamesen auch die Nase voll hätten. Von den USA und den südvietnamesischen Verbrechern, wie zuvor schon von den französischen Kolonialherren, hatten sie nämlich auch die Nase voll. Und zwischen den Bestialitäten eben jener Regimes und Besatzern und den Absonderlichkeiten der einen oder anderen „Sozialismen“ gibt es eine enge Beziehung, eine negativ-dialektische. Die Barbareien des Klassenkampfes erzeugen eine verhängnisvolle, eben wechselhafte Spirale der Gewalt, der Ideologie, ja der Unfähigkeit, der Beschränktheiten. Und die Massen selber müssen das Regierungsgeschäft erst noch lernen. Bis dahin werden sie immer wieder auch von ihren „sozialistischen Führern“ enttäuscht.

„Marxistisch-Leninistische“ Esoterik
@Klier: Bitte schön, überzeugen Sie mich! Vor allem aber auch davon, dass das Marxismus-Leninismus war, was Sie da studiert haben. Was ich bisher von Ihnen hörte, klingt so wie die Neuigkeit eines Herrn Schabowski, nämlich dass der Mensch von „Natur aus egoistisch sei“ (vgl. „Die Zeit“ , oder „Herolds Weblog“,„Über den Egoismus eines Günter Schabowski“). Nur Pseudomarxisten behaupten, dass die Wirtschaft des Sozialismus „besser funktioniere als die des Kapitalismus“; das ist eben genau jener „Dünnpfiff“, der den Sozialismus in die Nähe einer esoterischen Glaubensgemeinschaft gerückt hat. Der Sozialismus ist das Produkt des Kapitals und somit so gut oder schlecht wie dieser selbst, er beerbt ihn und trägt für lange Zeit seine Muttermale, bezahlt für seine Schandtaten gewissermaßen. Und solange das Kapital die Weltwirtschaft kontrolliert und mit dieser die Mehrheit der politischen Staaten, ist das ein weiterer Nachteil für den Sozialismus. – Die Gesetze der Marktwirtschaft sind für ihn noch lange unhintergehbar, denn sie wirken als „bürgerliches Recht“ bis zum Ende des Kapitalismus in den Sozialismus hinein. Diese Nachteile müssen die Ausgebeuteten auf dieser Welt auch ertragen, wenn sie das Kapital besiegen wollen, aber was haben sie zu verlieren?

Die sich zu erhalten suchende Arbeit
@Lobeck: Was bei einem Aquin noch als primitiven Kommunismus, der von Kapitalismus noch nichts wissen konnte, durchgeht, und wie ihn ja auch Urchristen, bzw. vorchristliche jüdische Gemeinden (wie heute noch im Kibbuz) schon praktizierten, ist spätestens bei einem aktuellen „Verfassungsrechtler“ ein alter Hut. Die Verfügungsgewalt über das Eigentum des Kapitals hat der Staat nicht, es sei denn als ‚Eigner‘, und wenn er sie hätte, würde er sie nicht gegen das Kapital einsetzen (können). Das Kapital ist mehr als eine Interessengemeinschaft, es ist neben dem Subjekt – als Bourgeoisklasse – , Teil der objektiven,und solchermaßen von menschlichen Einflüssen weitestgehend unabhängigen, gesellschaftlichen (und eben nicht politisch-juristischen) Verfasstheit. Die unsichtbare Hand, wie Adam Smith noch meinte. Wenn man so will, dann ist auch der bisherige Sozialismus daran gescheitert, da er sie unterschätzte, diese unsichtbare Hand, in seinem eigenen System. Die Identität von Kapital und Arbeit wurde nicht begriffen, bei aller – notwendigen(!) – Konzentration auf den Klassenantagonismus. Kapital und Arbeit, nicht nur einfach das „Privateigentum“ werden obsolet, dies allerdings nicht ohne eine soziale Revolution, a u c h wegen der sich zu erhalten suchenden „Arbeit“.

Kritik, nicht Verleumdung bitte!
@Klier: Die kommunistische Weltbewegung ist mehrfach gespalten, wie können Sie da von einem Drittel der Welt reden? Ich habe bzgl. der DDR und damit auch zu solchen „Genossen“ wie Degenhardt mehr als einmal klargestellt, dass das kein Sozialismus war. Vielleicht haben Sie das geglaubt und daher nun auch Ihre Verbiesterung. Dafür übernehme ich keine Verantwortung. Wenn Sie meinen, Sie müssten jemand gegen mich schützen, dann tun Sie es, versuchen Sie es aber mal mit der Waffe der Kritik, nicht der Verleumdung, dann werden wir vielleicht auch sehen, gegen wen man eigentlich jemanden schützen muss.

Nicht mehr nachdenken, einfach glauben!
@Wehmeier: „Über alles andere braucht niemand mehr nachzudenken.“ – So hab ich mir das ungefähr vorgestellt, wenn einem vorgebliche Naturgesetze vor die Nase gehalten werden. Nicht mehr nachdenken, einfach glauben!

Das einzige Produkt das nicht zu vermarkten geht
@Damoisy: Die FAZ mobilisiert sie durch solche Beiträge, Leute, die nicht müde werden, gegen „Gutmenschen“ zu stänkern, womit ja nicht wirklich die „Sozialisten“ gemeint sind, sondern all die, die, obwohl sie den Kapitalismus nicht ablehnen, doch dessen Unzulänglichkeit, Unmenschlichkeit, ergo: historische Beschränktheit erkennen. Wer diesen Diskurs fürchtet, dem ist deutlich geworden, dass hinter jedem modernen fortschrittlichen Entwurf keine Utopie mehr steckt, sondern seit Marx der wissenschaftliche Sozialismus. Wer es nicht vermag über den eigenen Tellerrand zu schauen, der mag seine Gegner verunglimpfen, nur Sozialisten glauben an die Macht der Worte und fürchten keine Verleumdung. Doch: jeder Sozialismus ist ein selbstkritischer oder gar keiner. Wer heute Sozialist sein möchte, muss die eigenen Fehler offen legen. Hierzu sind alle eingeladen, auch die schlimmsten Feinde des Sozialismus, ja gerade die, denn die haben ein offenkundiges Interesse daran. Und während sie das tun – die Fehler aufdecken -, decken sie auch ihre eigenen auf, die, die nie diskutiert wurden. Eine „Anekdote“ (Wehler) wird der Sozialismus nicht bleiben, nicht in der Geschichte, nicht als Theorie, denn er ist das einzige Produkt des Kapitals, das nicht zu vermarkten geht, das somit bleibt.

Selbstkritik, der Kampf um die Linie und der Klassenkampf
Ein Leser, namens Möller, hat auf meinen letzten Beitrag zur Frage der Selbstkritik noch einmal geantwortet und diese – völlig zu Recht – als „eine große Herausforderung“, und solchermaßen „nicht nur für den Sozialismus“ bezeichnet. Diesen Beitrag kann ich leider in der FAZ nicht mehr beantworten, was ich angesichts dessen Bedeutung wirklich gerne getan hätte, denn die Redaktion hat die Kommentarfunktion abgeschaltet – sie wollte wohl keine Vertiefung dieses Themas -, denn so hätte sie ausgesehen:

Allerdings: Kritik und Selbstkritik sind auch Teil des Klassenkampfes innerhalb der Partei, aber nicht dessen Ersatz. Das heißt: „Konterrevolutionäre“ gibt es selbstredend nach wie vor, aber – und das ist auch eine Lehre der Kulturrevolution – diese lassen sich nicht durch eine ritualisierte Selbstkritikkampagne enttarnen, sind doch Konterrevolutionäre vor allem Pragmatiker – bürgerliche Politiker – und als solche glauben nicht an die „Macht der Worte“, sie unterschreiben alles. Umgekehrt ist nicht jeder Fehler, der durch eine Selbstkritik korrigiert werden könnte – oder auch nicht (!), gleich eine Konterrevolution. Mao Tse-Tung hat in dieser Zeit seine eigenen Schriften, wie er sie u.a. aus Stalins Fehlern lernend verfasst hatte, zum Beispiel „Über die Widersprüche im Volk“, verraten. So konnte es kommen, dass der offensichtliche Konterrevolutionär Deng – „schwarze Katze, weiße Katze“ – die Macht usurpierte, während Millionen Menschen – zumeist unschuldige – massakriert wurden und wodurch China letztlich seine Farbe wechselte. Selbstkritik und der „Kampf um die richtige Linie in der Partei“, sowie auch der Klassenkampf in- und außerhalb der Partei, sollten daher nicht identisch behandelt werden, so sehr sie auch letztlich (!) mit einander zu tun haben.

faz.net/Gleichheit, Freiheit und Gemeinschaftlichkeit: Der Sozialismus ist gar nicht so übel, 21.12.09

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  • […] Den Marxismus nicht mit einer Heilslehre verwechseln, ergo: auch nicht mit dem „Ökologismus“ der Grünen! Ein guter, nämlich nachdenklich machender Blogeintrag. Ich denke, und da folge ich eben ganz Marx, dass man dem Warenfetischismus der bürgerlichen Gesellschaft nicht entkommen kann. Auch in dieser Hinsicht gilt Marxens Hinweis auf das gewissermaßen „notwendige“ Phantasma des bürgerlichen Subjekts. Ein Subjekt, das er an anderer Stelle als „automatisches Subjekt“ denunzierte. Nur das Klassenbewusstsein der jeweils revolutionären Klasse, und dies meinte er insbesondere in Bezug auf ein kommunistisches Proletariat, kann aus dem automatischen ein revolutionäres Subjekt machen. Nicht mal der marxistische Kritiker kann allerdings individuell den Zwängen der bürgerlichen Klassengesellschaft entfliehen. Und genau an dieser Stelle kann man eben den Unterschied zwischen dem Marxismus als Wissenschaft und einer x-beliebigen Heilslehre ausmachen. Marx behandelte die Klasse des Proletariats als revolutionäres Subjekt, nicht den Einzelnen, gleich aus welcher Klasse. So stellt das für mich auch kein Problem dar, zu wissen – als Marxist –, dass auch die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus in ihrem persönlichen Habitus recht bürgerlichen, sprich: warenfetischistischen Gewohnheiten frönten. Gewohnheiten, die bürgerliche Kritiker gerne gegen den Marxismus verwenden. So soll Engels guten Wein, Zigarren und andere leckere Dinge der bürgerlichen Warengesellschaft genossen haben. Er sei gar ein ganz gewöhnlicher Bohème gewesen. Und Karl Marx soll sich von Engels allein schon deshalb unterhalten haben lassen, weil er die Finger nicht von den Frauen habe lassen können. Nun ja, auch die körperliche Liebe kann ein Fetisch sein. Aber selbst wenn: das Alles spricht nicht gegen den Marxismus. Mit Brecht wissen wir in Bezug auf die bürgerliche Gesellschaft, dass das „Heilige“ nicht selten in den „Schlachthöfen“ zu suchen ist. Es sind die gesellschaftlichen Verhältnisse eben, die es zu ändern gilt, um auch die davon geprägten individuellen dementsprechend anpassen zu können. Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewusstsein. Das ist nun mal die Kernaussage eben des dialektischen und historischen Materialismus. Und eine „sozialistische Mangelwirtschaft“ bewegt sich ebenso innerhalb der engen Grenzen der sog. „ökonomischen Gesellschaften“ (Marx), wie die bürgerliche „Überflussgesellschaft“. Von Letzterer wissen wir, dass sie nur den kleinsten Teil der bürgerlichen Welt umfasst. Der Rest ist ebenso – „Mangelwirtschaft“. […]

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