Welche Ungleichheit?
Philosophische Phrasen sollen den Kern verdecken, die „Notwendigkeit von Ungleichheit“, geradezu als moralische Gegeninstanz gegenüber einer egalitären, vornehmlich dann wohl sozialistischen, Utopie, platzieren. Auch das ist nur ein semantischer Schlagabtausch. Es wird an der Sache, an der Politik, an der Wirklichkeit, vorbei geredet. So ist doch auch dieses Diktum eine Abstraktion. Die Wirklichkeit ist doch viel komplexer, eben konkreter. Von welcher Ungleichheit reden wir? Von der politischen? Von der ökonomischen? Von der sozialen? Von der bildungsbedingten? Oder reden wir gar von der Ungleichheit gleich in ganzen Klassen? Reden wir von einer Gesellschaft, in der nur eine Minderheit das Recht auf Leben, auf den „Freien Willen“, auf „Macht“, erhält? Weil die andere Gruppe, die Mehrheit womöglich, in völliger Ohnmacht und ohne Willen dahinvegetiert. Wer hat es zu verantworten, dass diese Masse ohne „Wille“ ist? Ist es nicht die Übermacht der anderen? Leider bewegt sich auch die Kritik jener Frankfurter Schule nur auf der Fläche der Erscheinungen, so lautete meine Kritik (siehe: „Vorausschauende Konterrevolution“, und „Der ‚elendige‘ Zustand der deutschen Philosophie“) verteidigt sie doch nur die bürgerliche Wohlfahrtsstaatsphilosophie, anstatt diese zu demaskieren, als notwendige Bedingung für all jene Ungleichheit.
faz.net/Sloterdijk-Debatte: Lobhudeleien der Gleichheit – 21.10.09
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[…] vielleicht auch dies noch: So wenig wie ein Sloterdijk sich auf Hölderlin berufen kann, darf ein Bohrer dies mit […]