Erneuerung Europas oder postwestfälische Glaubenskriege

Erneuerung Europas oder postwestfälische Glaubenskriege
Als wenn einem nordirischen Katholiken die anglikanische Kirche Englands nicht der Teufel wäre. Oder kommt da die Erneuerung Europas, für die der spanische Philosoph Ortega (Der Aufstand der Massen) schon Anfang der 30ern plädierte, nun eben genau von diesen, bis dato in Nationalismus und religiösem Fanatismus versunkenen Rändern her? Da tobt im orthodoxen Griechenland der erste postkommunistische antiglobale Aufstand und da verlässt Mac Donald Island (einem Kandidaten der europäischen Union), da scheitert an den stursten Proeuropäern – den Iren -, eine europ. Verfasstheit und da kommt nun aus genau dem geographischen Gegenpol, einer nicht minder katholischen Provinz Europas, eine, sagen wir mal, 2. Welle der Aufklärung, eine, für die die Postmoderne kein Horizont mehr ist: Gott ist nicht tot, nein, eine Erfindung der Menschen sei er. Ein Plädoyer für ein gottloses Europa? Ging da nicht gerade ein jener Glaubenskrieg zu Ende; in dem sich Juden, Christen – Katholiken wie Protestanten – und Moslems, anstatt sich einen hessischen Preis für interreligiöse Verdienste zu teilen, beinahe so verbissen um die Friedensbedingungen stritten wie seinerzeit in Westfalen. Kann ein Gott, solchermaßen für menschliche Belange subsistiert, wirklich von göttlicher Existenz sein?

faz.net/José Saramago: Dieser Mann ist der Teufel, 28.10.09

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Ein Trackback

  • Von Was werde ich morgen noch sein? am 15. September 2010 um 16:04 Uhr veröffentlicht

    […] Grund dafür liegt vielleicht in der Spaltung der Herrschenden in Katholiken und Protestanten („Erneuerung Europas oder postwestfälische Glaubenskriege“), was ja letztlich auch auf eine Klassenspaltung hinausläuft. Liberale und Konservative, stehend […]

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