Liebesgejammer, Leichentücher und der Unsinn von der Reichensteuer

Liebesgejammer, Leichentücher und der Unsinn von der Reichensteuer
Ich ahnte es: Heine war doch Nihilist. Sein Liebesgejammer war nur die Kehrseite seiner Todessehnsucht. Marx hatte deswegen öfters mit ihm zu Schaffen. Ich sage das, obwohl ich ein wirklicher Fan von ihm bin, besonders bzgl. des „Leichentuches“ (wieder dieser Tod!), das da von den Webern gewebt worden sei, aber Kritik lohnt sich nur an denen, die man schätzt.
Daher kommen von mir auch keine Gedanken zu den Reichen, wie man die besser schröpfen könnte, das wäre der Mühe zu viel, mal abgesehen davon, dass das nicht geschieht, denn wer hat denn die Macht in diesem Staat?
Man sollte sich Gedanken machen, wie man sie am elegantesten los wird, und wie man die Massen dafür begeistern könnte – nicht nur dafür, wie man sie los wird, das wäre zu wenig, sondern wie man sich von ihrem Einfluss befreit, und eine Gesellschaft aufbaut, wo eine Reichensteuer keinen Sinn machen würde, so wenig wie Transferleistungen an Arbeitslose.
Dass die Schweinegrippe über Mallorca nach Europa kommt, scheint mir nicht von ungefähr. Spanien, und dazu gehört nun mal Mallorca, hat die engsten Verbindungen zu Mexiko – beide sind sie nun mal auch spanisch sprechend. Vielleicht kommt bald die Quarantäne über alle spanisch sprechenden Nationen?

Sprache im Epochenbruch
@Besucher: Überlesen mögen Sie nichts haben, aber Sie haben die Sache etwas stark verkürzt. Marx und Heine mochten sich, sie waren Verbündete. Verbündete, die sich gegenseitig auch scharf kritisierten. Das ist in Ordnung so. Heine war noch ein Schwärmer, ein romantischer, der letzte Romantiker, und schon nicht mehr Romantiker; das war es, was sie beide zusammen führte: der Blick auf die Zukunft, nicht die Vergangenheit. Der Epochenbruch. Auch Marxens Art zu Schreiben, stand im Zeichen dieses Bruches. Gerade noch positivistische Wissenschaft, englischer proveniance, (und die war recht eigentlich noch nicht mal so richtig geboren), aber schon – durch die Dialektik – weit über diese hinaus gehend. Das war damals noch neu, und die Sprache dafür eigentlich noch gar nicht geschaffen, wenn man von der „Hegelei“ mal absehen will. Aber die Hegelei war nur Hülle, kein Inhalt, auf den Kopf gestellte Wissenschaft. Es wundert daher auch nicht, dass Sprachform auch eines Marx weitestgehend hegelisch – „schnarrend professoral“ – war. Aber der Inhalt war es nicht mehr, und das konnte dann wiederum von einem Lenin gut aufgegriffen werden. Man vergleiche die Sprache eines Lenin mit der eines Marx. Es soll Leute geben, die genau das, an einem Lenin nicht zu schätzen wissen.

Kleingartenmentalität
@Dr. Snuggles/Sethos: „Gewisse Einstellungen zum Leben und seinen Mitmenschen sind unabhängig vom Alter.“ Da scheint was dran, Alter macht zumindest nicht immer klüger, bzw. gar rücksichtsvoller. Ich habe da ein Erlebnis in Erinnerung, das ich so schnell nicht vergesse. So vor etwa 4 Jahren bin ich mit meinem damals noch Baby im Kinderwagen auf einem landwirtschaftlichen Weg gefahren. Einem Weg, wo man sicherlich nicht mit rasenden Autos rechnet. Das aber genau durfte ich erleben. Und wer oder was war am Steuer? Ein älterer Herr mit seiner Frau, denen ich nicht schnell genug Platz gemacht hatte, mit dem Kinderwagen. Der Kerl hätte mich fast umgefahren. Und zu allem Übel beschimpft er mich auch noch, kräftig unterstützt von seiner Frau. Ich mochte es nicht fassen; die wollten zu ihrem Gartenhäuschen, das da ein paar Meter hinter mir lag. Ich möchte doch bezweifeln, dass das so was wie Altersstarrsinn war, ich denke, dass das Rüpel – Mann wie Frau – schon immer waren. Und dass Kleingärtnerei eine besonders üble Form von Kleinbürgerlichkeit erzeugt, will ich nicht annehmen, aber es ist wohl möglich.

faz.net/blogs/stuetzen/archive/2009/08/02/das-stilvolle-ueberleben-der-pandemie-iv-schoener-schweinegrippen-mit-vermoegenssteuer

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