Gewaltige Sprache

Gewaltige Sprache
@Don Alphonso: Ich habe nun ein wenig in deinem „Rebell ohne Markt“ geschmökert und finde folgenden Satz im „Manifest“: „Diese Revolution wird ist kein Festessen, sondern ein Akt der Gewalt gegen die Mächtigen.“
Ist das „wird ist“ ein Druckfehler oder Absicht? – „Gewalt“ – Hm?
Wenn ich mir das Grußwort so anschaue, denke ich, da ist ein wenig bei Villon geschmökert, oder bei Mühsam. Eine gewaltige Poesie jedenfalls! Ist das der Abgesang auf jegliche Poesie? Ich frage nur, so aus Interesse, da ich mich damit auch beschäftige, Stichwort: Patriarchat und Poesie (siehe auch: Der persische Hafiz, die (Homo)Erotik und der Nihilismus).
Zum Thema: Du (das Du stand ja schon mal im Raum) und der Strobl, ihr kommt euch so langsam näher, zumindest thematisch. Ist nun der Strobl ein anarchistischer Liberaler oder bist du ein liberaler Anarchist? – Marxisten seit ihr jedenfalls beide nicht, muss nicht gegen euch sprechen.
Du must nicht antworten, wenn du dich damit diskreditiert fühlst, denn so wäre es natürlich nicht gemeint.

Marxismus, Leninismus, Trotzkismus, Feuilletonismus
@Don Alphonso: „kapitalistischer Trotzkist“!, wau, welch eine Wortschöpfung. Ich vermute mal, dass dahinter eine ziemlich freizügige Auslegung dessen steckt, was Trotzki damit gemeint hatte. Ich persönlich halte nichts von dieser „Permanenz“, gleich ob Revolution oder Konterrevolution. Permanent sind die Armut und der Reichtum, so wie der Fluss des Kapitals, alles andere kommt und geht, wie Ebbe und Flut. Bei dieser Gelegenheit: war denn Trotzki in deinen Augen kein „Irrer“? Ich will jetzt gar nicht von seinen Differenzen mit Stalin oder auch Lenin reden, das wird zu theoretisch, sondern von seiner Persönlichkeit. Ich stelle mir gerade vor, Trotzki statt Stalin an der Spitze der KPDSU, ich glaube die Sowjetunion wäre das Kuba vor seiner Zeit geworden – viel linke Sprüche aber im Kern eine rechte Politik. Tito war so ein Kandidat, ich glaube, er mochte Trotzki auch. Es kommt darauf an, diese „Irren“ einerseits beim Wort zum nehmen, andererseits ihre Taten im geschichtlichen Kontext zu begreifen, nicht ihrer zuliebe, sondern der Wahrheit.
Nicht nur die Sowjetunion, die ganze kommunistische Bewegung ließ sich vom Kapital vor sich herjagen und somit mit sich spielen. In vielerlei Hinsicht war sie das Objekt des Klassenkampfes, nicht das Subjekt. Genau genommen herrschte doch ständig Krieg, Bürgerkrieg, weißer Terror, und die Antwort: natürlich roter Terror, bis zum Ende des 2. Weltkrieges, und dann kam der kalte Krieg. Das herrschende Kapital behielt die ganze Zeit die Offensive. Und der revolutionäre Widerstand spielte nach seinem Takt.
Ein Trotzki gehörte dazu, er spielte die Flöte in diesem Konzert, Stalin die Bassgeige, nach Lenin gab es allerdings keinen Dirigenten mehr, sondern nur noch Diadochen, ein ziemlich orientalisches Konzert also (vgl. auch „Geschichtsoffen“). Ich wundere mich manchmal, wie lange die Sowjetunion das alles aushalten konnte, ob ihrer Schwächen, ihrer wirtschaftlichen wie ideologischen, von den theoretischen ganz zu schweigen. Sie übernahmen die Praktiken ihrer Gegner und wurden somit ihre besten Gegner. Sie konnten sich nur noch selber schlagen. Das war ihre Schwäche, wie auch ihre Größe! Ein historisches Drama, ein wahrlich dialektisches, woraus zu lernen, zu wichtig ist, als dass man verächtlich darüber unkt, als Linker.
Auch Mao war so eine tragische Gestalt. Im Geiste, in der Theorie, sicherlich noch von allen der beste Marxist (ob seiner Dialektik) und doch in Wahrheit ein „Bauernschlauer“, ein Zitatenschleuderer. Aber, wie soll es ohne Bauernschläue gehen, nicht nur in jenem Land voll mit seinen Bauern, überhaupt? Und sagte nicht auch Marx, dass die soziale Revolution am besten zusammen mit einer Neuauflage eines Krieges der Bauern ginge (Marx-Engels-Marxismus, Lenin)? – Begreifen wir das, oder ist das nur ein so griffiges Zitat? Sind wir nicht deswegen oft Objekt der Geschichte, weil wir uns zu gut, zu edel, wähnen, zu links, und dabei nur hoffnungslos naiv sind, gar selbstverliebt, ob unseres revolutionären Intellektualismus („kapitalistischen Trotzkismus“)? Und Trotzkis Verachtung der Bauern, war sein größter Fehler, meiner Meinung nach (nun Stalin handelte nicht besser, aber in der Theorie blieb er wenigstens Leninist, das war es wohl auch, was diese kommunistische Bewegung zusammen hielt, Stalins theoretischer Leninismus, eines Trotzkis galanter Feuilletonismus konnte da wohl nicht mithalten). Was hinderte ein Stalin daran, das auch in der Praxis zu sein?, lautet nun die historische Frage? – Sein Despotismus!, das wäre doch zu billig! Nun Mao blieb bei den Bauern, nur war er am Ende ihr Feudalherr, so war das nicht gemeint – von Marx.
Die tragischen Gestalten, die „Irren“, sind die, die Geschichte machen, eine tragische Geschichte, eine irre. Wann wäre das je anders gewesen?
Und doch soll diese Geschichte ja zu Ende gehen, also warum bleiben ihre Revolutionen in ihrem Bann?

…Oder die Revolution frisst ihre Kinder (Leonhard)
@Don Alphonso: Solche Spekulationen sind nur notwendig, weil Marxens Dialektik vom „automatischen Subjekt“ nicht wirklich begriffen war. Aus dieser Rolle des „Marktidioten“ kommt keiner von uns heraus, der Arbeiter sowenig wie der intellektuelle Revolutionär, dies ist unsere Matrix. Wir können sie durchschauen, aber nicht „unterwandern“. Sie wird erst verschwinden, mit dem Verschwinden dieser Gesellschaftsordnung, mit dem Verschwinden von Markt, Lohnarbeit und Kapital. Damit wäre keine „Schicht“ jemals fähig zu einer revolutionären Erhebung. Denn diese Bindungen gelten für uns alle.
Die Rolle des revolutionären Subjekts ist nicht subjektiv begründet, sondern entspringt objektiven Verhältnissen. Obwohl das Bewusstsein seiner selbst, also eine revolutionäre Klasse zu sein, ergo: das revolutionäre Selbstbewusstsein Voraussetzung für eine revolutionäre Erhebung ist, kommt ein solches Bewusstsein nicht von innen, innerhalb der Klassenverhältnisse, sondern nur von außen. Mit solchen Spekulationen, vom Wechsel des revolutionären Subjekts also, entledigt man sich ganz galant dieser Aufgabe, nämlich ein solches Bewusstsein zu schaffen (siehe auch:„Verlagerung der Akzente auf Kontrolle/Der, der keine Visionen hat“).
Dass die Arbeiterklasse reaktionär sei, entspringt kleinbürgerlichem Wunschdenken, intellektueller Hochnäsigkeit, denn es verabsolutiert die Rolle der Kritik, die Ebene der Erkenntnis, die (falsche) Ideologie und vernachlässigt die Analyse der realen Klassenbeziehungen. Die Befreiung der Arbeit steht immer noch an, und wer sollte das bewerkstelligen, außer die Arbeit selber, die Klasse der Arbeiter? Ohne diese Befreiung, kommen wir kein Jota voran, nicht weg vom Markt. „Reaktionär“ kann man nur sein, wenn man an der Erhaltung dieser Verhältnisse aus objektiven Gründen interessiert ist, nicht aus subjektiven. Subjektive Gründe haben keinen Bestand. Wir werden sehen, was diese Wirtschaftskrise davon am Ende noch übrig lässt.

Der Wert der Arbeit und das Produkt als Ramsch
@Besucher: Bitte entschuldigen Sie, denn normalerweise argumentiere ich nicht so aggressiv und so direkt, aber wenn von der Evidenz einer „China-Ramschfieber-sterilisierten Arbeiterschaft“ gesprochen wird, kann ich nur fragend erwidern: von welcher Arbeiterschaft reden Sie? Wie kann man so verallgemeinern, einfach dem Augenschein nach, ohne auch nur den Ansatz einer Analyse, einer selbstkritischen Analyse? Ich selbst entstamme jener Arbeiterschaft, mit bäuerlichem Hintergrund, nicht dass das was zu beweisen hätte, bzgl. meines „Klassenbewusstseins“ gar, das hätte nichts damit zu tun, das habe ich ebenfalls von „außen“ erhalten, aber es sollte als Hinweis gelten, dass ich noch nicht alles vergessen habe, schon gar nicht meine eigenen Gefühle, jenen klassentypischen. Warum soll ich der einzige sein, der, wenn er kann, der also eine Wahl hätte, keinen „Chinaramsch“ kauft, überhaupt keinen Ramsch kauft? Worin liegt denn die Besonderheit jener Menschen, die das nicht tun? Bedarf es dazu eines Studiums vielleicht? Wohl doch nicht, oder vielleicht doch? – eines ganz besonderen gar? Erfahrung und Kenntnis im Umgang mit Ramsch und Wertgegenständen! Das ist es doch, was Sie glauben, was dem „Arbeiter“ abginge?
Und nun frage ich den klugen Intellektuellen, den Nicht-Arbeiter, den Nicht-Ramsch-Käufer: Verstehen Sie etwas vom „Wert“, dem Nichtramsch? Wohl nicht, sonst wüssten Sie, dass Sie, ob Sie wollen oder nicht selber Ramsch kaufen, Ihr Klassendünkel Sie aber daran hindert, das zu erkennen, einen solchen zu erkennen, genau dort, wo Sie einen Wert vermuten.
„Wert“ ist nichts als „abstrakte Arbeit“, geronnene abstrakte Arbeit (Marx/Das Kapital). Und darin ist sich Ramsch mit Wert gleich, ununterscheidbar gleich. Ramsch bekommen Sie erst dann nicht mehr, wenn Sie nicht mehr auf der Suche nach Wert sind. Aber hiervon sind wir alle Welten entfernt.
Und damit bleiben Sie, ich, der Arbeiter, egal wer, bis auf weiteres „automatische Subjekte“. Automatische Ramschproduzierer, wie automatische Ramschkäufer. Das einzige was Wert hat, ist der „Wert“, der abstrakte, nicht der konkrete, der Tauschwert, der Mehrwert, sprich: die Verwertung des Werts – das Kapital. Besitzen Sie Kapital? Denn alles andere wäre Geschmacksache.
Sollten Sie das irgendwann begriffen haben, dann wären Sie vielleicht auch in der Lage, das einem Arbeiter zu erklären, und Sie werden erstaunt sein, wie schnell der begreift. Denn der ist es doch, der den Wert noch zu schätzen weiß, ist er ihm doch noch sehr nahe, von der Erschaffung an. Er kennt den Wert seiner Arbeit und das Produkt als Ramsch, naja, zumindest Teile davon, von beidem. Er kennt nicht das Geheimnis des Zusammenhangs beider. Er ist halt nur ein Teil des Systems, so wie wir alle, einschließlich derer, die es intensiv studieren. In der Klasse aber, als Klasse, als Klasse gegen Klasse, erhält er die Möglichkeit den Zusammenhang zu erfahren, sowie die Grenzen der Klasse innerhalb des Systems.

Despotie als Erbe, oder: zurück zum Anfang
@Cao Ky/Mamu: „Im Kapitalismus/Konsumerismus duerfen Sie sich straflos ausklinken“.
Das ist eine Verharmlosung der strukturellen Gewalt im Kapitalismus. Im Übrigen herrschen in der überwiegenden Mehrheit der kapitalistischen Welt politische Verhältnisse, wie denen, die Sie ausschließlich den bekannten Sozialismen unterstellen – totalitäre. Sie beschreiben also die Bilderbuchrealität, die ideologische Matrix, eine Minderheitenveranstaltung, nicht die ganze Wirklichkeit.
Und ich wiederhole es: Im Kapitalismus herrschen strukturelle Verhältnisse – „die unsichtbare Hand“ -, welche derart wirkmächtig sind, dass selbst schwerwiegendste Fehler immer wieder das System bestätigen, auch immer wieder das alte System hervorbringen, was ja auch seine Stärke ist, ihn gelegentlich gar demokratisch, ja natürlich, erscheinen lässt. Davon kann im Sozialismus nicht die Rede sein, bzw. nur bedingt. Der Sozialismus ist im Wesentlichen das, was die Menschen aus ihm machen, oder eben auch nicht!
Mit einer gewissen Einschränkung. Der Sozialismus löst nicht nur den Kapitalismus ab, er ist damit auch dessen Erbe. Das heißt: Der Sozialismus ist immer so schlimm, wie der Kapitalismus (es gewesen) ist.
Das was Sie hier beschreiben, sind Realitäten, aber diese sind nicht einfach linear zu begreifen, sie entspringen einer ständig gedoppelten Dialektik, einer zu brechenden.
Um es mal ganz einfach zu sagen: Ein Stalin ist nicht nur Ausdruck einer gewissen kommunistischen Realität (die selbstkritisch zu überwinden ginge), sondern auch und vor allem die Antwort, die längst überfällig gewesene Antwort auf ein Gesellschaftssystem, das über Jahrhunderte hinweg eine despotische Herrschaft ausübte (Ernst Jünger hat das treffend beschrieben, in „Der gordische Knoten“, vgl. „Geschichtsoffen?“): den russischen Zarismus, die russ. Orthodoxe Kirche, den russischen Geheimdienst, und wenn man so will: die russische Dummheit des Volkes. Und das hat eine nachhaltige Wirkung auf alle folgenden Systeme.
Stalin war ein Despot, Mao war ein Despot, ich bestreite das nicht, denn sie waren kontingente Produkte einer jahrhundertelangen Despotie.
Der Sozialismus muss nicht so sein, er wird nicht so sein, es sei denn, wir akzeptieren Despotie, jetzt und heute, so wie wir sie gestern (womöglich) akzeptierten, und damit in aller Wahrscheinlichkeit auch für die Zukunft.
Und wenn dem so ist, dem so wäre, überlebt(e) bei uns auch nur ein despotischer Kapitalismus.
Und dies wäre ein Grund mehr, für den Sozialismus zu kämpfen, denn dieser hätte damit zu brechen, oder es ginge wieder zurück zum Anfang.

Die Geister der Vergangenheit oder eine neue Kontingenz
@CaoKy: Wo sagte ich denn „notwendig“, ich sagte kontingente Produkte. Und ich wiederhole: Die Geschichte verläuft nicht linear. Somit haben wir es immer mit potenzierten Faktoren zu tun. Ich bin überzeugt, dass in Ländern wie Russland oder auch China ein Stalin oder ein Mao bei weitem noch nicht die schlimmsten Gräuel gewesen sind, denn die Spirale der Gewalt ist nicht beendet. Es kann nur schlimmer werden.
Ihr Zugang zur Geschichte entspricht dem, was man weitläufig als voluntaristisch bezeichnet. Sie gehen davon aus, dass man Geschichte einfach so machen, oder vermeiden könnte. Die Massen machen die Geschichte, das ist schon einmal eine wichtige Einschränkung (nicht diese oder jene Genies, auch nicht diese oder jene Despoten, oder dieser oder jener Gutgläubige), und sie machen die Geschichte auf der Grundlage des Vorgefundenen.
Bekämpfen Sie den Despotismus, kämpfen Sie für die Freiheit der Menschen, bekämpfen Sie die Ausbeutung von Menschen, den Hunger, das Elend, die Zerstörung der Umwelt, und Sie nehmen Teil an einer neuen Kontingenz, einer, die sich irgendwann emanzipiert haben wird, von den Geistern der Vergangenheit.
Ein Sozialismus, der dann kommt (und dass dieser kommt ist zu 50 % wahrscheinlich, so wahrscheinlich wie, dass es stattdessen die Barbarei sein wird), wird einer sein, der Ihren Vorstellungen entspricht.
Tun Sie das aber nicht, will heißen: glauben Sie weiterhin an diese Märchen, an jene Magie. die sie offenbar ruhig schlafen lässt, jene von der Freiheit im Kapitalismus, dann wird die Despotie, die Barbarei kommen, weil Sie dann nicht bemerken, wie sie kommt.
Apropos Märchen: Wo haben Sie denn das mit dem Adenauer her? Oder habe ich mich da verlesen?

Massen, Menschen, „Übermenschen“, Vernunft
@Cao Ky: Massen meint die Menschen, es sei denn, Sie meinen mit Menschen „Übermenschen“. Adenauer war ein Geschöpf der Nazizeit, ein Bürokrat aus dieser Zeit, und er setzte soviel davon fort, wie ihm die Besatzungsmächte gerade erlaubten, und noch ein wenig mehr. Ein nahezu kompletter Nazigeheimdienst (BND mit Gehlen), eine Regierungsmannschaft, aus der immer mehr als Altnazis enttarnt werden mussten, einen Verwaltungsapparat, der war komplett „alte Garde“ – lauter Nazischergen, bis in die untersten Ränge. Ein Großteil der bundesdeutschen Verwaltung lebt heute noch davon. Er hat wahrlich keine Kader verschwendet, dieser lupenreine Katholik, äh Demokrat. Soll ich mehr dazu sagen? Und Ebert war der Schlächter der Revolution von 1918, eben jener Revolution, die sich gegen die Überreste der Monarchie, des feudalen Großgrundbesitzes und natürlich gegen das Großkapital, das, das den 1. Weltkrieg zu verantworten hatte – Krupp und Konsorten -, richtete. Damit richtete er zugleich über eine demokratische Entwicklung, er schuf damit die Grundlagen für das spätere Naziregime, also somit auch für Adenauer, Strauß, Kissinger, usw.usf.
Ebert wie Noske waren die Bluthunde gegen die Revolution.
@Alter Bolschewik: Gut gesprochen! Mit dem „Pathos“ kann ich gut leben.
Und meine Antwort auf Ihre Frage: Sie haben sie selbst beantwortet. Demokratie kann mit „Vernunft“ nicht, es sei denn, es wäre die bürgerliche Vernunft, diese ist aber nicht wirklich demokratisch, sondern oligarchisch, bürokratisch, sprich: elitär, also eine Farce, eine demokratische Farce, eine Farce von Demokratie.
Demokratie, die für die Massen, die der Massen, die, die einer proletarischen Vernunft entspricht, kann und muss sehr gut mit Sozialismus gehen. Und nur in dieser Verbindung haben beide eine Zukunft, oder beide gar keine.

Nichts zu vererben, nichts zu vergeben, außer…
@Grenzgänger: Da ich von Ihnen angesprochen worden bin muss ich wohl antworten. Ich empfehle Ihnen einen Blick in meinen Blog/Werke/Grünhofausstellung/Werk und Vita. Sie finden dort alles, was es über mich zu wissen gibt. Und falls da noch Unklarheiten sein sollten, können Sie mich ja wieder anschreiben. Nur das vielleicht noch am Rande: auch mein Leben dürfte – so ähnlich wie das Ihrige – der Welt abgerungen sein. Ich habe nichts zu vererben, nichts zu vergeben, außer vielleicht – mit dem Einsatz meines Lebens -, das Produkt des Kampfes für eine bessere Gesellschaft, wozu ich aber nur einen bescheidenen Beitrag zu leisten kann.
Der Diskurs über eine solche Gesellschaft geht nun mal an historischen Gestalten, wie Mao oder Stalin oder natürlich auch Lenin und Marx nicht vorbei. Lernend kritisch, kritisch lernend. Selbstkritisch. Es sind ihre Theorien, die zu diskutieren sind, wie die Gründe ihres praktischen Scheiterns. Hier ist nirgendwo Spielraum für „Belobung/Verhetzung“.
Wie kommt es nur, dass selbst unter den Herrschenden in diesem Lande, im Angesicht der offenbar von ihnen nicht zu bewältigenden Krise, Marx wieder en voque ist? Seine Bücher aus den Antiquariaten geholt werden, diskutiert werden? Natürlich ihn dabei zu beschränken suchend, auf seine rein ökonomischen Theorien, meidend alles über den Klassenkampf. Alles Belobigung, alles Verhetzung?
Ihr Problem hingegen scheint mir, dass Sie nicht über den Kapitalismus hinaus zu denken wagen („…dass auch der Mensch, der die einfachsten Tätigkeiten ausführt, von seiner Arbeit leben kann und zwar gut leben kann…“), also gleich auch allen anderen ein Denkverbot erteilen wollen. Wie kommen Sie nur darauf, dass Ihr Maßstab, für das was gutes Leben anbelangt der allgemeingültige sein muss? Mal abgesehen davon, dass ich eine Menge gerade aufbegehren höre, ob der Behauptung, dass selbst, „der Mensch, der einfachste Tätigkeiten ausführt, gut leben könne“. Gilt das auch noch bei 3 – 5 Euro die Stunde? Das ist doch der derzeitige Tarif für solche Tätigkeiten – in diesem Lande? Nach woanders will ich gar nicht erst erfragen. Ach ja, und: die Zeit, wo man von seiner „Hände Arbeit“ leben kann, gut oder schlecht spielt keine Rolle, ist definitiv abgelaufen. Lesen Sie mal ein gutes Buch, kein marxistisches! Wie zum Beispiel Jeremy Rifkin: „Das Ende der Arbeit“. Vielleicht begreifen Sie dann, dass nunmehr, wenn überhaupt unser aller Verstand, unser Gehirn, der „wichtigste Rohstoff“ (Frank Schirrmacher – auch kein Marxist) ist.
Entschuldigen Sie meine direkte Betitelung solcher gewagter Behauptungen: Das ist arbeiteraristokratisches Geschwätz. Das sagen Sie, ohne wirklich nachgedacht zu haben, ohne nachzudenken über die Masse der Menschen auf diesem Planeten, sondern einfach nur Ihre eigene Situation, bzw. Wunschbilder, abbildend. Sagen Sie das irgendeinem dieser Arbeiter, die im Moment wieder mal ihre Arbeit verlieren, irgendwo da draußen! Die vielleicht gerade einen dieser Betriebe besetzt haben, weil ihnen das Kapital nicht mehr den „gerechten Lohn“ für ein „gerechtes Tagewerk“ (Marx zu Lassalles gewerkschaftlichen Illusionen) geben will, ihnen also das „gute Leben“ streitig zu machen sucht.
Das Internet macht’s Ihnen ja möglich.

faz.net/blogs/stuetzen/archive/2009/07/06/ich-starre-gern-auf-1930

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  • Von Im Schatten des Eisernen Vorhangs am 1. Juli 2013 um 17:19 Uhr veröffentlicht

    […] Oder soll man sagen: 10 Schritte hinterher? Ist es nicht eine Gräfin Dönhoff (jene Freundin von Gehlen) gewesen, die diese Zeitung nicht nur gegründet, sondern auch sehr lange geprägt hat? Und folgt […]

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