Die Geschichte wiederholt sich gleich drei mal!

Die Geschichte wiederholt sich gleich drei mal!
„Es waren feine Lügen, gut ausgedacht und eine zwingende Folge der gesellschaftlichen Veränderungen ihrer Zeit, an deren Ende nach Kriegen und Umwälzungen heute die Pest der gleichmachenden Einkaufszentren steht…“
Eine gute Allegorie zu dem Thema, bei dem wir zuletzt endeten: „Die Geschichte wiederhole sich nicht.“
Nun, dass sie sich nicht wiederhole, ist offenbar so nicht richtig. Die „Pest“ war lange Zeit eine Geißel der Menschheit, und sie ist heute noch nicht ausgerottet, also eine wahre und solchermaßen reale Tragödie, wenn auch nunmehr als Minderheitenveranstaltung, nämlich dort, wo die Pest als Massenveranstaltung noch nicht gewütet hatte, die Menschen dort also noch nicht ausreichend immunisiert sind. Schon „komisch“, dass dort, wo die Pest noch nicht gewütet hat, immer noch eine Gefahr darstellt.
Als Synonym für Unausweichliches bleibt sie uns dennoch erhalten, in allen Regionen dieser Erde, bzw. in der Semantik der Sprachen, die diese Tragödie noch erinnern, also genau dort, wo sie real keine Gefahr mehr darstellt. „Die Pest der gleichmachenden Einkaufszentren“!
Und so ist es mit dem „Krieg“. Die beiden Weltkriege sind wahre Tragödien und beiden folgten Revolutionen, Konterrevolutionen, nochmal Krisen und weitere Kriege, wie Kriegsvorbereitungen. Dem letzteren gar ein 60-jähriger „kalter Krieg“. Auch eine „Kriegswirtschaft“ folgte beiden.
Nunmehr haben wir gar eine „Kriegswirtschaft ohne Krieg“ (Robert Kurz), das scheint neu. Auch das ist schon Krieg – und das ist nicht neu -, wenn auch der semantische Begriff hiervon, eine gewisse Abgeklärtheit erfordert, eine gewisse Abwesenheit von Krieg, und doch ist es Krieg, Krieg gegen die Massen, ein asymmetrischer Krieg also – neu und nicht neu. Dass dem weitere Kriege folgen, auch das wird nicht ganz neu sein, heiße wie kalte, symmetrische wie asymmetrische. Und dass soziale Revolutionen und Konterrevolutionen hieraus hervorgehen, das wird schon gar nicht neu sein. Schon die letzten beiden Kriege waren nicht zu verhindern, trotz des Wissens um all diese und jene daraus folgenden Katastrophen. Selbst die Sieger, mit ihrer Kriegswirtschaft riskieren eine soziale Revolution, das wusste man schon vor dem 1. Weltkrieg. Wurde er deshalb verhindert? – Nun, die USA waren die Sieger, und auch den nächsten überstanden sie als solchen und sogar den kalten Krieg.
Neu könnte nun sein, dass sie die Verlierer sein werden, so in dem Maße, wie sich nun das Schwergewicht der kapitalistischen Welt nach Osten verlagert, das Schwergewicht der sozialen Revolution hatte dies ehe schon längst. Und neu könnte damit sein, dass dieses Schwergewicht, das der sozialen Revolution, nun zurück in den Westen kehrt. Neues und nicht Neues!
Nein, die Geschichte wiederholt sich nicht, aber wenn sie noch nicht abgeschlossen ist, dann dreht sie sich im Kreis, und Teile von ihr, nicht die Urtragödien vielleicht, aber die sie begleitenden Anekdoten, diese können sich doch wiederholen, in all dem Neuen, manchmal seitenverkehrt, manchmal 1:1. Wenn sie sich wiederholt, dann eben – laut Marx, und darin Hegel korrigierend – als Komödie. Und irgendwo habe ich gelesen, ich glaube, es war im „Freitag“, dass sie sich gar ein drittes Mal wiederhole, dann aber als Tragikomödie.

faz.net/blogs/stuetzen/archive/2009/07/28/das-stilvolle-ueberleben-der-pandemie-ii-pest-und-brand-am-brennerbad

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