Rückständig aufgestellt
Die Vorstellung, dass Verhandlungen zu Willensbekundungen und diese zu entsprechendem Handels führe, ist zumindest naiv. In der Wirtschaftspolitik geht es längst zu wie auf den diplomatischen Parketts. Es zählt nicht, was jemand sagt, bestenfalls was er nicht sagt. Einen Antiprotektionismus kann man nicht vereinbaren, denn zum Protektionismus gehört den Kontrahenten/den Konkurrenten zu täuschen, ihm gegenüber einen Zeitgewinn zu verbuchen. Überhaupt ist die Ausbeute von Zeitgewinn-Zeitzonengewinn Teil der Beute. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass es im Zeitalter eines global agierenden Kapitals immer schwerer wird nationales Kapital zu lokalisieren. Während die protektionistischen Maßnahmen sich vermutlich auf die wenigen „authentischen“ nationalen Unternehmen beschränken werden, werden sie gleichzeitig die Globalisierung anheizen, um von den Vorteilen des Protektionismus zu profitieren, bzw. den Nachteilen zu entgehen. Fazit: Der Protektionismus schadet daher besonders denen, deren Kapital noch nicht ausreichend international/global/transnational aufgestellt ist. Und wenn man so will, war die Herauslösung von Opel aus GM eine protektionistische Maßnahme, die belegen könnte, dass Deutschland entsprechend „rückständig“ aufgestellt ist.
faz.net/Karl-Theodor zu Guttenberg: „Protektionismus ist der falsche Weg“, 23.06.09