Fliegende Bocciakugeln

Fliegende Bocciakugeln
Auch wenn mir das Konservative so fern ist, wie meiner Tochter das „brav sein“, und auch wenn ich diese, zur Zeit doch sehr in Mode gekommene, Kritik an den 68ern absolut nicht teile, so möchte ich doch eine Anekdote loswerden, die meine Einstellung dazu vielleicht am ehesten trifft.
Es gibt da einen wunderbaren Campingplatz (ich war früher Wohnmobilist) an der französischen Atlantikküste, er nennt sich „le pin sec“, zu dem ich mich vor jetzt schon wieder Jahrzehnten mal verirrte, mit meinem damals 8-jährigen Sohn aus erster Ehe und meiner aktuellen Freundin (jaja, auch ich gehöre zu diesen Patchworkgestalten: erste Ehe mit einer Türkin, daraus einen Sohn, usw…).
Ich wusste noch nichts von diesem merkwürdigem Publikum dort, als ich aber meiner Einfuhr zu hören bekam: Papa du Arschloch…, ahnte ich es.
Oh ja, das waren stramme Bürschlein, die da schon mit Opa aus 68 seit Jahren regelmäßig campierten und sich dort vor den Franzosen mit solchermaßen schlechten Manieren hervortaten. Ein besonderes Erlebnis war aber, als mir fast mal eine dieser Bocciakugeln aus Metall ins Wohnmobil flog. Diese Jungs kugelten da nämlich nicht mit, sondern machten da sowas wie Kugelstoßen daraus. Ihre „Erziehungsberechtigten“ zogen dann immer mal wieder die Köpfe ein – warum eigentlich? -, aber dass da mal einer eingeschritten wäre…
Wohin? – man ist ja antiautoritär. Die Jungs müssen schließlich ihre Erfahrungen machen. Nun, ich, wie gesagt, kannte mich da nicht so aus, und mein Sohn schaute mich auch schon ganz auffordert an – er genoss nämlich keine antiautoritäre Erziehung -, und somit ergriff ich eine dieser Kugel n, die mir da zu den Füssen rollte, hob sie und zielte auf die Bande. Mein Kommentar war dann nur, wenn ich werfe, dann treffe ich, ganz sicher.
Es wurde dann so ruhig um diese Meute, dass man schon das nicht geäußerte Raunen der umstehenden Nicht-Erzieher zu hören glaubte. Da wagte es doch einer, ihren Kindern Gewalt anzudrohen. Dass seitdem keine dieser Kugeln mehr durch den Luftraum auf jenem Campingplatz flog – natürlich auch nicht die meinige -, schien allerdings niemand so richtig bemerken zu wollen.
Die einzigen, die das wohl cool fanden, waren die rar vertretenen Franzosen, mit denen ich mich so allabendlich bei einem Glas Rotwein anfreundete.
faz.net/blogs/stuetzen/2009/06/03/konservative-an-die-wand-klatschend

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