Obszönitäten

Obszönitäten
@Don Alphonso: Die sog. Budapester, die es da vor einiger Zeit bei „Levi“ in Frankfurt für einen skandalös niedrigen Preis gab, erweckten in mir schon beim Ansehen den Verdacht, dass da überall nicht nur an Leder gespart wurde, sondern auch an nicht gesundheitsschädlichen Bearbeitungsmaterialien, daher habe ich mich von diesen Dingern Ekel erregt abgewendet. Und doch finde ich es beinahe noch obszöner, wenn Schuhe ab 1000 € aufwärts, bei Görtz, noch vor der Fressgass, frech im Frontfenster zu bestaunen sind. Görtz ist kein Discounter, aber auch nicht gerade eine Nobelkette, sondern ein vielleicht etwas zu groß geratener Schuhladen – ein etwas besserer Deichmann halt -, wo jeder seine Schuhe kauft, wenn er mag. Das gibt mir zu denken und senkt meine Schadenfreude, ob der gescheiterten Luxus-shopping-mall, genannt „My Zeil“, wo man doch tatsächlich hoffte, dass nun die Leute – die Leute mit viel Zeit und mit eben so viel Geld – nicht mehr nach Mailand, London, Paris, Petersburg, nein, nach Frankfurt kommen, um richtig gutes Geld hier los zu werden. (Vorerst findet dort nur ein Umsortieren, Umziehen, bzw. ein etwas verschärfter Verdrängungswettbewerb, zwischen all den Nicht-Kauf-Touristen statt.) Und das vielleicht auch nur, weil sich so ein paar GaGa gewordene russische Mafiosi die halbe Fressgasse in die Hosentasche gesteckt haben und damit den Eindruck vermittelten, Frankfurt sei jetzt so was wie eine Nobeldestination. Dabei haben sie nur eine kleine Tratschfläche für ihre Ehefrauen ergattert, damit die ein wenig von ihrem frisch gewaschenen Geld – es wird halt in Frankfurt gewaschen – , so mal auf die Schnelle ausgeben können, und sei es auch nur beim Frisör mit 200 Euro, damit sie sich nicht so langweilen eben, für ein Schwätzchen unter Gleichen.
Und natürlich gibt es in Frankfurt auch gute Schuhe zu kaufen, auch italienische, man muss die Geschäfte aber kennen, es sind nicht die teuersten, aber keinesfalls die ganz billigen. Gebe ich doch im Durchschnitt für ein paar Schuhe sicher nicht mehr als 150 € aus (eher weniger, Preisnachlässe und gewisse Sondermodelle bei Pro Idee inbegriffen), und ich weiß, dass ich recht gute Schuhe gekauft habe. Teuer werden die Schuhe übrigens erst durch die Sohle, die schlechte, wie die oft gewechselte, eben weil auch der ganze Schuh schon von übler Qualität ist. So hat sich für mich heraus gestellt, dass meine billigsten Schuhe oft die zunächst teuersten waren.
Die Frage bleibt nur, was für Schuhe kauft man, die von der Substanz her länger als 10 Jahre halten können, wenn man nicht permanent, von den Knien abwärts, als Relikt eines vergangenen Jahrhunderts erscheinen will? Stichwort Budapester: Frankfurt ist Bankenstadt, und jeder Banker, groß wie klein, wichtig wie unwichtig, ist mit diesen „Corporation Identities“ beschwert, wer will hier schon Budapester tragen? – den einzigen Schuh, der noch jede Moderichtung überstanden hat!
Mit diesem Spruch: „kein Glanzleder, wie es den hässlichen kleinen Männern gefällt, bei denen man nie weiß, ob sie Zuhälter oder nur Parlamentarier der Lega Nord sind“, dürften Sie sich die nächste Einreise nach Italien nicht unerheblich gefährdet haben, zumal immer die Gefahr besteht, dass zwischen Italien und seinen nördlichen Nachbarn die Grenzbalken fallen, z.B. wenn Berlusconi sich zum König ernennt. Seien Sie vorsichtig!

Die Zahl 7
@Köstlich: Vielen Dank für den Hinweis. 7 paar Budapester! Warum eigentlich 7? Hat diese Zahl irgendeine Bedeutung?

faz.net/blogs/stuetzen/2009/05/27/die-gute-unverkaeuflichkeit-veroneser-schuhe

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