Allgemeingut, nicht mehr nur Theorie: Obsoletheit des Privateigentums

Allgemeingut, nicht mehr nur Theorie: Obsoletheit des Privateigentums
Ganz sicher ist das der beste Beitrag zur Krise in der FAZ. Aber warum? Sind denn die Statements nicht Allgemeingut? Eben! Und es sind derer so viele, dass man sie gar nicht zitieren kann, ohne den Beitrag zu kopieren. Ich nehme nur einen einzigen, den vielversprechendsten und zugleich problematischsten: „Je anonymer und je abstrakter das Eigentum und seine Berechtigten werden, desto mehr schwindet die innere Rechtfertigung des Privateigentums“. Genau das ist der Punkt, den ein Adam Smith erschauern ließe, ob der darin enthaltenen orakelgleichen Prophetie – wenn ihm zu seiner Zeit solches zugekommen wäre -, ja ob jener Aporie, die das Kapital verzweifeln lässt, aber einen Karl Marx eben zu der Auffassung trieb, dass genau darin die einmalige historische Aufgabe für ein Kapital liegt, welches nur so die Trennung des Menschen von seiner, auf das Individuum beschränkten, ergo hierarchischen, „Vorgeschichte“ zu leisten vermag, und damit die Überführung von Mensch und Natur in seine wahre Geschichte, in die der Herrschaft des Allgemeinen über dem Besonderen, wie der Herrschaftslosigkeit im Konkreten, soweit vorantreibt, bis die Obsoletheit von Privateigentum und Markt nicht mehr nur Theorie, sondern eben Allgemeingut geworden sein wird.

Der erste Schritt in die Barbarei
@meier: Das mit dem Feudalismus, könnte man als Metapher stehen lassen, allerdings hilft es nicht weiter in der konkreten Analyse. Die Menschen glauben nicht, dass die Gesellschaft sich wirklich zurück entwickelt, und sie tut es ja auch nicht, aber nach vorne entwickeln, kann auch Rückschritt beinhalten – das ist das Paradox. Formen der aktuellen Klassendifferenzierung (und auch Ihr Hinweis auf die „Privatisierung der Staatseinnahmen“) rekurrieren äußerlich auf feudale Strukturen – auf eine bürgerliche Aristokratie, ein plebejisches Proletariat -, doch scheint es mir eher, dass die Klassen sich ganz generell auflösen, ohne dass es dabei zu einer – die Klassen – befreienden Gesellschaft käme. Die sog. Prekarisierung ist nicht nur ein Phänomen, das die unteren Klassen betrifft. Auch das Kapital prekarisiert. Es verliert seinen Sinn, wie das Privateigentum schon längst. Daher scheint es so, dass das Kapital sich selber seinen „Sozialismus“ schafft. (Sind ihnen die Manager nicht längst vorgesetzt? Verstaatlichung und Privatisierung sind so identisch, wollen sie doch auch Befreiungsschlag von dieser Managerdiktatur sein.) Das ist aber der erste Schritt in die Barbarei, nicht in den Feudalismus – wie selbstredend nicht in den Sozialismus.

faz.net/Die Zukunft des Kapitalismus (6):Der Schaden der anderen, Von Paul Kirchhof, 26.05.09

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