Das „Plenum“ ist auf Erden

Das „Plenum“ ist auf Erden
Apropos Dante: Seine Hölle hat ja schon was von einer Klassengesellschaft, nur halt umgekehrt, quasi spiegelbildlich organisiert. Sämtliche Päpste finden wir in der tiefsten Hölle, neben all dem anderen (geistigen/geistlichen und weltlichen) Adel! War das schon die Vorahnung auf die 300 Jahre später einsetzende Revolution der Reformation? Ich möchte das fast annehmen, denn zur Beruhigung der Gemüter diente das wohl nicht (Dante selbst war ja ein unruhiger Zeitgeist), eben sowenig wie Goyas Fratzen, dann während der Zeit der französischen Revolution. Daher ist die Hölle auch so klar beschrieben. Der „langweilige“ Himmel war einfach noch nicht erschlossen. Wie sollte er auch? Die antike Vorstellung war lange vorher verblasst (keine Vorstellung mehr vom Olymp, dieser war weit entrückt, sowie die Klassen unter einander) und eine Moderne noch nicht erkennbar, wo der Himmel als solcher auf Erden – vor allen Augen dann – wenigsten Teilen zu Teil wird. Der Adel vergnügte sich ängstlich und geschützt hinter hohen Mauern, nur das Elend lag auf der Straße, war sozusagen demokratisiert. Die Hölle war somit bekannt. Ohne Dante und noch mehr ohne Thomas von Aquin, kein zurück zur Antike, über die wir dann ein positives Verhältnis zum Jenseits bezogen („Sphäre der Engel“). Ohne dem thomasschen „Plenum“ – keine Vorstellung von der Unendlichkeit des Raums, von der Leere/dem Nichts/dem Vakuum/der Lücke, wie sie dann von Nikolaus von Kues erstmalig ins moderne Denken eingeführt wurde, und damit wohl kaum auch ein positives Diesseits, wie das erstmals die Aufklärung zu formulieren suchte. Ein Diesseits, das die Unendlichkeit des leeren Raumes einschließt und diese eben nicht abspaltet, also den größten Teil den Göttern überlässt. Die Schleifung des Olymps stand bevor. Hölderlin war es, der versuchte diese Götter auf Erden zu holen, sie zu materialisieren, sie zu demokratisieren, sie in des Menschen Geist einzupflanzen, in den Massenmenschen, in den Menschen einer revolutionären Epoche (jeder Mensch ein Olymp, so wie die Natur um diesen Menschen rein göttlich), und eben nicht des Menschen Geist zu transzendieren, als Geist nur so Mancher, dann göttlich gar. Das „Plenum“ ist auf Erden, als Potenz der Massen, derer, die sich noch zu erheben haben.

Sublimiertes Triebleben
@Don Alphonso: Nicht nur Päpste sind gelegentlich so blöde, dass es kracht! Oder sind sie einfach nur so kulturversessen, dass sie nichts mehr schnallen? Und da wären wir fast beim Thema. Was die Potenz der Massen nämlich angeht, nun, wir gehören doch auch zur Masse, oder etwa nicht? Und wir schlagen uns doch ganz tapfer, wenn auch vorerst noch mit dem kultivierten Mundwerk. Und wenn das stimmt mit der Kultur, das mit der Sublimierung von Trieben, dann muss man das halt mal umkehren. Dem Trieb seinen freien Lauf lassen. Und auch die Massen sind Träger der Kultur, also auch die haben ein sublimiertes Triebleben. Also, wenn ich mir jetzt diese Kulturschau mal ansehe, z.B. durch Orvieto, und mir überlege, was da an kostbaren Trieben verloren gegangen ist, dann brauchen wir uns über die Massen nicht beschweren.

Ginkgo gegen Tinnitus
@Vroni: Es gibt ein preiswertes Mittel gegen Tinnitus (habe erst kürzlich einen Tinnitus bei mir mit Erfolg behandelt, offenbar kein Placebo, denn kaum dass ich es abgesetzt habe, ging es so langsam wieder los, man muss es wohl über einen längeren Zeitraum nehmen). Es handelt sich um ein Kombipräparat aus Ginkgo und Taurin (regt die Sauerstoffzufuhr im Kopf an, d.h. es fördert die Durchsaftung der kleinen Blutgefäße – kann auch so nicht schaden).
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Dummheit, Klassenborniertheit und der Gegenpapst
@Don Alphonso: Klassenborniertheit („sich mit den – falschen – Massen anlegen“) ist auch Dummheit, allerdings eine Dummheit, die ihrer Zeit geschuldet war. In der heutigen Zeit sollte das s o nicht mehr passieren, und passiert vermutlich auch nicht, denn wir sind ja eine Massengesellschaft, eine Gesellschaft der Massen. Klassenborniertheit gibt es heute auch, aber man trägt sie nicht zur Schau (es sei denn in Ihrem Blog), denn das wäre nicht opportun. Heutige Massen kann man nicht ungestraft herausfordern oder gar ignorieren (oder in ihnen sich verkalkulieren – was die ganz aktuelle Dummheit scheint). Aber man darf sie manipulieren. In diesem Sinne versucht nun ein Benedikt XVI sein Glück, mal sehen, wie weit er kommt? Ein Hans Küng sitzt ihm schon in den Fersen und wird sich wohl bald zum Gegenpapst aufrufen, als theologischer Fürst in seiner Stiftung für eine neue ethische Weltordnung.

faz.net/blogs/stuetzen/archive/2009/04/14/zaehneknirschen-in-orvieto

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