Damit ihnen die Skrupel vergehen

Damit ihnen die Skrupel vergehen
Die Empörung, ganz besonders in Deutschland, richtet sich vermutlich, und damit selbstreflexiv, gegen die Vorstellung, dass da schon wieder solche Monster in Weiß am Werke sind. Die letzten waren nämlich mal Deutsche. Auf dieser noch recht flachen moralischen Ebene bewegt sich wohl die Masse der Kritik. Hinzu kommt natürlich die Möglichkeit jetzt zu Lasten der USA historisch mal kurz ab zulasten. – Endlich sind es die Anderen! Auf diesem Niveau bewegt sich vermutlich ein nicht unerheblicher Anteil, zumal psychologisch immer noch evident (die „Gnade der späten Geburt“ greift noch nicht so richtig).
Auf ganz anderem Niveau stünde die Kritik, wenn sie begriffe, gegen was sie sich da eigentlich wendet, nämlich, und das ist ja wohl das Stichwort, gegen eine neue Art Wissenschaft, zu der auch und ganz besonders die medizinische gehört, die ohne Skrupel eine neue Eugenik im Schaffen ist. „Unwertes Leben“ wird da nämlich offenbar. Zunächst noch als Gefangene in Guantánamo, solche, an denen man eine neue Art Krieg ausprobiert, einen Krieg, den niemand erklären muss, und den man über sich ergehen lassen soll, ohne die Möglichkeit des Widerstandes, und dies möglichst so medizinisch sauber wie dieser ganze Krieg. Menschen, die solchermaßen entwertet sind, werden ja nicht wirklich durch Ärzte geschützt, sondern es werden die Folterer geschützt, damit die knapp unter der Grenze bleiben, wo dieser Skandal zu offenkundig würde. Denn noch ist es nicht die Zeit, Menschen in Massen größeren medizinischen Untersuchungen zu unterwerfen, nur zu dem Zweck mal kurzerhand eine neue Rasse zu züchten.
Diesmal ist das schon ernster, das mit der Rasse, auch wenn dieser Begriff auf dem wissenschaftlichen Index steht. Denn wie bezeichnet man denn ein neues Leben, geschaffen im Genlabor, das zufällig „menschliches“ ist, oder eben nicht mehr.
Dazu müssen sie bereit sein, dafür müssen sie schon mal an die ‚Front‘, an die real existierende, diese Ärzte, damit ihnen die Skrupel vergehen, oder erst gar nicht aufkommen.

faz.net/blogs/biopolitik/archive/2009/04/09/aerztliche-ethik-bioethik-und-folter

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