Bürgerliches Klassenbewusstsein

Bürgerliches Klassenbewusstsein
„An die Stelle des Geschichtsbewusstseins ist die Zukunftsoffenheit getreten, an die Stelle der Deutungsfähigkeit Ergebnisvermutungen, an die Stelle der reflexiven Distanz Scheingewissheiten.“ Das könnte man fast unterschreiben, wenn dann nicht käme: „Die Schwierigkeiten einer überbehüteten Generation, sich in einem Wissenschaftsbetrieb wie der Universität zurechtzufinden, wird durch die mangelnde Betreuung im Bologna-System verschärft“. Der letzte Halbsatz mag stimmen, und doch wollte Bologna nur eine Lösung sein, für eine Gesellschaft, deren nicht nur Bildung schon sehr lange als eine „offene“ ausgegeben wird. „Scheingewissheiten“ sind kein Ergebnis nach Bologna, sondern philosophisch evident geworden spätestens mit Mach in der Physik und Heidegger in der Semantik, was in einem postmodernen Diskurs-Subjekt mit Foucault dann auch in der Philosophie seinen Niederschlag fand. Der handwerkelnde Umgang mit den Folgen der gegenwärtigen Wirtschafts-/Finanzkrise ist überhaupt nur zu begreifen als Scheingewissheit. Bezüglich der Ursachen liegen die Wahrheiten nicht so offen, denn sie sind substantieller. Diese zu erkennen, verhindern aber vorläufig noch reaktionäre Ignoranz wie neoliberale Arroganz, schlicht: bürgerliches Klassenbewusstsein.

faz.net/Bildungspolitik: Die Bologna-Blase ist geplatzt, 24.11.09

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