Ein Spezialist der Verführung

Ein Spezialist der Verführung
Von Grass stammt ja auch das Bekenntnis, dass er sich vor allem vor einer Öko-Diktatur fürchte. Nun wie auch immer er das gemeint haben mag, er hat es nicht wirklich sauber begründet. So bleibt dies ein aphoristisches Bonmot unter vielen. So vielen, dass man wahrlich ein „ganzes Jahrhundert“ damit füllen kann. Wichtiger wäre mir aber die Beantwortung der Frage, wo sein Problem mit der Ökodiktatur liegt. Ganz sicherlich nicht in einer allgemeinen Furcht vor einer jeden Diktatur. Weil dann müsste er sich auch gegen die Kapitalsdiktatur zur Wehr setzen. Was er als Sozialdemokrat – mit oder ohne Parteibuch – definitiv nicht tut. Hätte er nur ein Wort über die Klassenstrukturen dieser oder jener Diktatur verloren, dann wäre das Thema vielleicht diskussionswürdig. Auch die Nazis wurzeln in Teilen in einer esoterisch angehauchten Ökobewegung. Hitler war gar Vegetarier. All das und vieles mehr hätte man diskutieren können und eben auch den Zusammenhang zwischen Kapitalsmacht – der Diktatur der Bourgeoisie – und der Rolle der kleinbürgerlichen Massen. Dem Verhältnis von „Bonapartismus“ und dem Mob – dem kleinbürgerlichen -, wie auch am Beispiel des „Bürgerkriegs in Frankreich“ von Karl Marx so prägnant beschrieben. Was sind die Sarrazins, was ist ein Sloterdijk? Während die einen die Massen verführen, bezirzt der andere die „Philosophen“. Es ist müßig darüber zu streiten, wer der größere Spezialist der Verführung ist. Grass jedenfalls ist ein Meister darin. Seine Bonmots sind niemals mehr gewürzt, als ein mittelmäßiger Gaumen zu ertragen vermag. Und niemals weniger als er benötigt um seinen schlechten Geschmack dabei los zu werden. „Beim Häuten der Zwiebel“ mag stellvertretend dafür stehen. Denn das Absondern von Tränen, von „Krokodilstränen“ gar, die beim Häuten von Zwiebeln vor allem entstehen, gehört zu den niederträchtigsten Methoden der Empathieergaunerung und damit der Verführungstechnik schlechthin.

Pupsen bereits verboten
@Strobl: Es gibt da eine kleine Insel an der südostafrikanischen Küste, sie heißt Malawi. Dort ist das öffentliche Pupsen bereits verboten. Das ist kein Witz!
Das Gesetz geht allerdings auf koloniale Zeiten zurück und wird mit Geruchsbelästigung = menschengemachte Umweltverschmutzung begründet. Es bedarf also keiner postmodernen Ökodiktatur, die Wiederbelebung frühmoderner bzw. moderner = kolonialer Diktaturen scheint zu reichen.
Doch das Gesetz wurde unter britischer Herrschaft nie angewendet. Nun scheint man das nachholen zu wollen.

faz.net/blogs/formfrei/archive/2011/04/12/guenter-grass-im-gespraech

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