„Beihilfen“, die dem schlechten Gewissen der Sozialbehörden dienen

„Beihilfen“, die dem schlechten Gewissen der Sozialbehörden dienen
Wohnkosten sind ein durchlaufender Posten an den Vermieter. Allerdings hat sich seit Hartz-IV eingebürgert, nicht mehr die tatsächlichen, sondern nur noch die vorgeblich „angemessenen Wohnkosten“ zu übernehmen. Was angemessen ist, entscheiden aber in den seltensten Fällen die Mieter. Oft ist es so, dass ein Umzug in eine kleinere Wohnung keinen Sinn macht, weil evtl. die Miete für eine neu angemietete kleinere Wohnung höher ist als für die alte, größere. Ähnliches gilt für Heizkosten, die pauschaliert und nicht mehr bedarfsgerecht übernommen werden. Auch hier hat der Mieter wohl nur im Sarrazinschen Sinne Einfluss drauf: 3 Wollpullover und grundsätzlich lange Unterwäsche (was für den Hartz-IV-ler aber Luxus ist, denn diese Kosten werden nicht übernommen – vom Sozialhilfeträger, auch seit Hartz-IV). Die Beihilfen, von denen die Hilfeempfänger was hätten, wurden mit Hartz-IV zusammen gestrichen, nämlich für: verbrauchte Einrichtungsgegenstände, aufgebrauchte Bekleidung und zusätzliche Gesundheitskosten. Die einzigen Beihilfen, die geblieben sind, und da gab es schon zu BSHG-Zeiten einen harten Kampf drum, sind die für Schulmaterial. Aber auch diese dienen nicht der Bedarfsdeckung, sondern nur dem schlechten Gewissen der Sozialbehörden.

Solidarität statt Dünkel
@Lieb: Ich bin Angestellter im „Gehobenen Dienst“. Und ich weiß, wie teuer das Leben auch für Leute mit meinem Einkommen geworden ist – seit 1990 faktisch keine Erhöhung der Nettoeinkommen mehr (es sei denn durch steigende Arbeitszeit, doch bei Arbeitsverdichtung) -; doch komme ich nicht auf die Idee mein Nettoeinkommen mit dem von Hartz-IV-lern zu vergleichen. Tatsache ist, dass ich wohl bei höheren Grundbelastungen (Wohnungskosten, Fahrkosten, Versicherungen, Kindergarten…) doch aber auch einen höheren Lebensstandard habe. Es ist mir trotzdem möglich Teil zu haben an der Gesellschaft und eben nicht nur als ihr Opfer zu dienen. Ja ich sage Opfer, angesichts der unglaublichen, nämlich feindseligen, Beiträge so vieler hier. Es ist die Neiddebatte, die man gegen die Herrschenden nicht zu führen wagt. Weil dann wird man geächtet im eigenen Stand, dem „Mittelstand“. Ich lasse mir lieber vorwerfen eine Neiddebatte gegen die sog. „Leistungsträger“ zu führen als gegen die unteren 20- 30 % unserer Gesellschaft. Ich propagiere Solidarität statt Dünkel. Denn es könnte jeden von uns treffen. Ja jeden: auch Beschäftigte im Öffentlichen Dienst. Gerade die, die mit ihrem Einkommen scharf rechnen müssen, wissen wie hart das Leben ist, vor allem dann für die Ärmsten.


faz.net/Hartz-IV: Was es zusätzlich zu den Regelsätzen gibt, 28.09.2010

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