Wem die Globalisierung als fortschrittlich gilt

Wem die Globalisierung als fortschrittlich gilt
Die Frage, die sich die Konservativen nicht stellen, ist doch der Grund für ihre Ausgrenzung. Ist es so, dass die Merkel eine verkappte Sozialdemokratin ist, wie die Konservativen unken? Oder ist es, dass sie Protestantin ist? Erstere Version ist definitiv eine Unterstellung, letztere hätte einen gewissen Charme. Wenn sie nur tief genug greifen würde. Die Differenz zwischen Protestanten und Katholiken hat sich im Wesen geändert. Galt der Protestantismus in Deutschland als Synonym für die „Aufklärung“ (wie der Katholizismus als Hort der Reaktion), so dürfte sich das spätestens zur Zeit des Widerstandes, oder besser: des lange Zeit fehlenden Widerstandes, gegen Hitler, als erledigt erwiesen haben. Dass dann zuletzt preußische Offiziere, adlige, und als solche ganz sicherlich protestantisch sozialisiert, Hitler zu stürzen suchen, war definitiv schon einem wesentlich konservativeren Ziel untergeordnet: dem Fortschritt im Rückschritt. Die Protestanten von heute versuchen eine neokonservative Linie beizubehalten, eine die die Klassenprivilegien nicht abschafft, aber doch durchlässiger gestalten möchte – für gewisse Kreise, aber eben nicht unbedingt für konservative -, nämlich nur für jene, denen die Globalisierung als fortschrittlich gilt.

faz.net/Unmut in der Union:Ganz unten gärt es, 11.09.2010

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