Vermerk: Proudhon scheint immer noch der Lieblingsanarchist der Bourgeoisie zu sein. Nur so kann ich es verstehen, dass die FAZ das Zitat von Marx nicht senden will. Den ersten Teil haben sie gnädigerweise nach dem 2. posting gesendet. Den 2. Teil darf ich jetzt ein drittes Mal posten. Dass das Zitat wertlos ist, ohne den 2. Teil, zumal ohne Quellenangabe, das wissen diese Kerle natürlich.
Nachtrag: Bedauerlicherweise scheitert auch der 3. Versuch.
Anarchistische Diadochenkämpfe, 1. Teil
„Bezeichnet aber das Werk ‚Was ist das Eigentum?‘ des französischen Ökonomen und Anarchisten Pierre-Joseph Proudhon als das ‚bedeutendste Buch, das je geschrieben wurde‘.“ Genau so habe ich mir das gedacht. Hören wir uns an, wie Karl Marx dieses Werk beurteilt: „Proudhons erster Versuche erinnere ich mich nicht mehr. Seine Schularbeit über die „Langue universelle“ zeigt, wie ungeniert er sich an Probleme wagte, zu deren Lösung ihm noch die ersten Vorkenntnisse fehlten…Das Ungenügende der Schrift war schon in ihrem Titel angedeutet. Die Frage war so falsch gestellt, daß sie nicht richtig beantwortet werden konnte. Die antiken „Eigentumsverhältnisse“ waren untergegangen in den feudalen, die feudalen in den „bürgerlichen“. Die Geschichte selbst hatte so ihre Kritik an den vergangnen Eigentumsverhältnissen ausgeübt. Das, worum es sich für Proudhon eigentlich handelte, war das bestehende modern-bürgerliche Eigentum. Auf die Frage, was dies sei, konnte nur geantwortet werden durch eine kritische Analyse der „politischen Ökonomie“, die das Ganze jener Eigentumsverhältnisse, nicht in ihrem juristischen Ausdruck als Willensverhältnisse, sondern in ihrer realen Gestalt, d.h. als Produktionsverhältnisse, umfaßte.“
Anarchistische Diadochenkämpfe, 2. Teil – Fortsetzung des Zitats:
„Indem Proudhon aber die Gesamtheit dieser ökonomischen Verhältnisse in die allgemeine juristische Vorstellung „das Eigentum“, „la propriété“, verflocht, konnte er auch nicht über die Antwort hinauskommen, die Brissot mit denselben Worten in einer ähnlichen Schrift schon vor 1789 gegeben hatte: „La propriete c’est le vol.“ |“Eigentum ist Diebstahl“|“ (Karl Marx über P. J. Proudhon, [Brief an J. B. v. Schweitzer], [„Der Social-Demokrat“ Nr. 16, 17 und 18 vom 1., 3. und 5. Februar 1865], Karl Marx/Friedrich Engels – Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 16, 6. Auflage 1975, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1962, Berlin/DDR. S. 25-32,vergl. auch: http://www.mlwerke.de/me/me16, letzter Zugriff: 24.02.2011).
Und so wie seinerzeit die Proudhonisten im Konflikt mit den Blanquisten die Pariser Kommune haben scheitern lassen, ob ihres kleinlichen Gezänks, so werden wohl auch die Diadochenkämpfe im Kontext eines Wikileaks ähnliches bewirken. Schade. Es hatte so gut angefangen.
faz.net/Wikileaks und Openleaks: Die Wahrheit ist nicht genug, 24.02.2011
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[…] wer hier davon spricht, dass Eigentum „Diebstahl“ sei, der ist schon mit halbem Fuß im antisemitischen Lager. Und auch die arabische Jugend darf […]
[…] Verdrängungsreflex zurück, wie ihn eben auch den noch jungen (Anti-)Wikileaksaktivisten, namens Domscheid-Berg, erfasst haben mag, als dieser ausgerechnet Proudhons „Was ist Eigentum“ als das […]
[…] Balzac. Und heute bekommen wir Dokumentationen von VroniPlagWiki, oder von guttenplagwiki, oder von Wikileaks…Solche Netzwerke bekommen vermutlich keinen Literaturpreis und auch keinen Nobelpreis, aber […]
[…] saubere Ausbeutung) Das alles ganz im Stile eines Domscheit-Bergs, der da mit Proudhon glaubt, dass Eigentum Diebstahl sei. Also verbiete man den Diebstahl. Und es ist witzig wie die Regierungsapparate darauf reagieren. […]