Ein Alexanders Schwerthieb dürfte da wenig ausrichten
Eine der Gründe für das rasante Wachstum der Wirtschaft Chinas, ist, dass China die Werkbank der USA ist. Die Güter dort werden (oder wurden bisher) hauptsächlich für den Konsum der USA produziert. Um so billig zu vermarkten, wie schon zuvor produziert (mittels immer billiger Arbeitskräfte), hält China seine Währung im Verhältnis zu den USA konstant niedrig. Da China aus den USA wohl weniger einkauft, als nach dort zu verkaufen, da auch nur der chinesische Konsument aus Städten wie Shanghai in der Lage ist, „Luxuswaren“ aus den USA zu bezahlen, macht das wohl auch Sinn. In Folge zieht China eine Staatsanleihe nach der anderen in Dollar. In China werden wohl die meisten Dollar gehortet. Im Endeffekt bleibt dadurch aber der chinesische Lohnarbeiter konstant so arm wie der amerikanische Konsument, wie auch die Leistungsbilanz der USA im Verhältnis zu China negativ. Das Problem liegt aber nicht am Wechselkurs, noch in den Staatsanleihen, sondern im Konsumverhalten der USA. Da die USA den eigenen Konsumenten derart abgeschnürt haben, dass dieser sich Waren zu US-Preise nicht mehr leisten kann, bleibt diese (billige) Werkbank notwendig. Das ist wahrlich ein gordischer Knoten, nur dürfte eines Alexanders Schwerthieb (drastische Strafzölle) wenig ausrichten.
Man sägt den Ast ab, auf dem man so fett sitzt
@Meier: Dann wäre die Werkbank China obsolet. Genau die ist aber vonnöten, wenn das Kapital im eigenen Land mit der hochtechnisierten Produktion nicht mehr genug Mehrwert abwirft. So wie Innern auch im Äußeren: Dieses Kapital lebt letztlich von der Mehrwertproduktion anderer. Genau genommen findet kein Nettokapitalexport mehr statt, statt dessen Mehrwert-, resp. Profitimport. Faktisch kann man diese Werkbank als Teil der US-Binnenwirtschaft betrachten. Sie findet halt nur außerhalb der USA statt, exterritorial. Es wird nur Industrie verlagert, in Billiglohnländer, dafür wird sie woanders zerstört. Es ist eigentlich nicht die chinesische Wirtschaft, die da wächst, sondern ein ausgelagerter Teil der US-Wirtschaft. Verzerrt wird das nur durch das Währungsproblem. Durch die Währungsunterschiede geht ein nicht kleiner Teil des Profits an die chinesische neue Bourgeoisie. Würde China den Dollar als Währung haben, wäre es eine 100%ige Kolonie des US-Kapitals. So muss das US-Kapital eine korrupte wie teure chinesische Bürokratie und eine kleine Minderheit, den sog. chinesischen Mittelstand, seine eigenen Kreaturen also, am Leben halten. Das hätte man gerne geändert. Wollte man das, ohne China zur Kolonie zu machen, sägt man den Ast ab, auf dem man so fett sitzt.
faz.net/Gesetzentwurf zu Strafzöllen: Wahlkampf gegen China, 27.09.2010
Gesetzentwurf zu Strafzöllen: Wahlkampf gegen China, 27.09.2010