Aufhebung oder Barbarisierung

Aufhebung oder Barbarisierung
@Secondo: „Bürgerliche Parteien sind derart diskreditiert, dass auch der Untergang von CDU/CSU und FDP nur eine Zeitfrage noch ist.“ Nur liegt das nicht am Diskredit bürgerlicher Parteien, sondern an ihrem Obsoletsein, im Prozess der Auflösung des Industriekapitals/Produktivkapitals. Das Finanzkapital hat sich emanzipiert von nationalen Schranken, wie vom realen Markt. Dieses (wie große Teile der Konsumgüterindustrie) „vandalisiert“ nicht nur, wie eine „Heuschrecke“, sondern „kannibalisiert“, als Primat des „Konsums“, die Teile am Marktgeschehen, die vom inneren Markt, von Währungen, nationaler Zinspolitik und nationaler Arbeiterschaft abhängen. Ja es virtualisiert. Virtuelle Konsumgüter wie z. B. „second life“ gehen einem virtualisierten Subjekt voraus. Und ein letzteres benötigt so wenig eine Partei wie im Übrigen auch Klassenbindungen, den Staat, ja selbst den materialen Körper. Objektiv drückt dies die Tendenz zum Sozialismus aus. Den Sozialismus mag man unterdrücken, aber nicht als „Tendenz“, denn diese ergibt sich aus der Kapitalentwicklung selbst. Entweder kommt Sozialismus als Revolution, als Aufhebung von Klassen, Staat und Markt, als Befreiung des Subjekts, oder als Barbarisierung der Klassen, des Staates des Marktes wie des Subjektes.

Primat der Konsumgüterindustrie
„Doch auf dem Höhepunkt ihrer Expansion gerät die uneingeschränkt freie Marktwirtschaft mit einem Grundproblem des Kapitalismus in Konflikt: dem Rückstand des Konsums in Bezug auf die Produktion“. Das ist ein so nicht (mehr) ganz korrektes Diktum. In der Phase der Herrschaft des Industriekapitals herrschte das Primat der Produktionsgüterindustrie. In der jetzigen Phase, nennen wir sie mal: postindustrielle Finanzindustrie, hat sich das umgekehrt. Finanzprodukte sind keine Produktionsgüter, sondern Teil der Konsumgüterindustrie, Dienstleistungen innerhalb derselbigen. D i e s e Konsumgüterindustrie hat das Primat übernommen und verzehrt nun lustig die produktiven Teile des Kapitals. Typischerweise hat das am Mangel an Konsumgütern, oder eigentlich an Grundkonsumgütern, unter den Massen (1 Mill. Menschen hungert, eine weitere leidet Mangel und eine dritte hat kein sauberes Trinkwasser) nichts ändern können. Auch die Politik der offenen Hand in den kapitalistischen Ländern, infolge der Krise, wird daran nichts ändern. Es werden vielleicht wieder Autos gekauft, Computer, Telefone, oder gar Kleidung, aber das Elend der Massen – auch hier -, wird fortbestehen. Solche Konsumgüter werden natürlich ein Motor für die Produktionsgüterindustrie bleiben – ein schwacher.

faz.net/Zukunft des Kapitalismus: Ein Kontinent als Schutzzone – Von Emmanuel Todd -, 13.01.2010

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  • Von Die Barbarisierung der prekären Eigentümerrechte am 13. Januar 2010 um 13:52 Uhr veröffentlicht

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  • Von Pyrrhussieg am 13. Januar 2010 um 17:30 Uhr veröffentlicht

    […] – an Geld aber. Geld schaffen, nicht Güter und Dienstleistungen, das ist die Aufgabe jener „Finanzindustrie“, die damit keinen Zweifel lässt, dass sie so nicht nur die (schmutzigen) Bataillone der Arbeit […]

  • Von Mit dem Programm und der Taktik der Sabotage des Sozialismus brechen! am 16. Januar 2010 um 12:21 Uhr veröffentlicht

    […] den Bruch gerade mit jener Tendenz, mit deren spontanen Elementen. Denn wenn dieser Prozess der Auflösungder bürgerlichen Parteien (und dazu zählt auch „Die Linke“) selbst auch als objektiv […]

  • Von Der Renegat und das kleine Alphabet der politischen Wirklichkeit am 17. Januar 2010 um 12:47 Uhr veröffentlicht

    […] dass Afghanistan – ähnlich wie seinerzeit Somalia – regierungsunfähig geworden ist. Die Barbarisierung des Kapitals zeigt sich zunächst noch an solchen, von Kapital und Verbrechen – dem zivilen wie dem […]

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