FAZ kastriert ihre Blogs – Ein schwarzer Tag in der Geschichte der FAZ

FAZ-Blogs nicht mehr kommentierbar
Dass man den FAZ-Blog von Hans Ulrich Gumbrecht nicht kommentieren kann, das erklärte man sich vielleicht mit des Autors genialen Narzißmus. Brilliant sind sie ja, seine Tagebucheinträge. Hier schreibt ein Schöngeist.
Weniger schöne Kommentare würden dem Narziß nur das Wasser trüben.
Doch dass seit dem 19.02.2013 gänzliche FAZ-Blogs nicht mehr kommentierbar sein sollen, das ist ein Schock. Alle bisherigen Kommentare waren gleich mit weg. Was ist los bei der FAZ? Hats dort einen Putsch gegeben? Oder hat sich Frank Schirrmacher ob des Verriss‘ seines neuen Buches durch Joachim Rohloff in der Zeitschrift Merkur aus dem obersten Stock gestürzt? Und vor lauter Wut, sprich: Trauer hat die FAZ-Redaktion gleich sämtliche Kommentatoren zu bestrafen gesucht.

Nachtrag, siehe auch unten: O K., der Schirrmacher hat sich wohl nicht aus dem obersten Stock gestürzt, dafür muss aber der gesamte Himmel der Redaktion auf den Kopf gefallen sein.
Die FAZ-Blogs wurden kurzerhand kastriert. Der Leser kann nicht mehr bloggen, sondern nur noch 1000 Zeichen senden. Gleich den redaktionellen Artikeln. Das einzige Zeichen, wie ich jedenfalls finde, dass die Bloggergemeinde senden sollte, wäre ein Sturm der Entrüstung!

Was unterscheidet eine „Deutsche Bank“ noch von einem Hedgefonds?
Wirklich schön, das Upton Sinclair-Zitat. Doch eine kritische Anmerkung sei erlaubt. Eine höhere Eigenkapitalausstattung löst die strukturellen Probleme des aktuellen Finanzkapitalismus nicht. Auch wenn es sein kann, dass es die eine oder andere besondere Krise nicht mehr geben wird. Die ökonomischen Krisen des Kapitals, die Überproduktionskrisen, die Finanzkrisen, die Handelskrisen… bleiben unvermeidbar. Gerade kursiert der Begriff des Währungskrieges. Ein solcher Währungskrieg kann die Realwirtschaft härter treffen als die eine oder andere Finanzkrise und er hat das Potential zum heißen Krieg. Und er ergibt sich unmittelbar aus der strukturellen Krise des aktuellen Finanzkapitalismus. Denn was unterscheidet eine Deutsche Bank außerhalb ihrer Filialen noch von einem Hedgefonds? Eine „deutsche Bank“ sei sie? Soll ich lachen? Die Krisen ergeben sich heute hauptsächlich aus dem Widerspruch zwischen dem hochorganischen wie transnationalen Kapital und den nationalen Ökonomien wie Nationalstaaten als Basis für die (Mehr-)Wertschöpfung wie für den „inneren Markt“. Der Mehrwert ist dort am höchsten, wo das Kapital niederorganisch ist. Doch das bedeutet im Kapitalismus – minderproduktiv. Also rollt die „Entlassungsproduktivität“. Werden lohnintensive Unternehmen geschleift. Und durch die Maschinerie der Geldwirtschaft gedrechselt. Doch ohne einen inneren – nationalen – Markt kann das Kapital sich nicht verwerten. Es entsteht der Widerspruch zwischen vagabundierendem Geldkapital und nicht rentabel werden wollenden nationalen Anlagen in der Realwirtschaft. Hedgefonds wie Banken verstehen sich aber nicht mehr als Makler in der (nationalen) Realwirtschaft, sondern als anonymer Investor, als Mittler des reinen (internationalen) Geldkapitals.

Das Kapital war seinem Wesen nach schon immer international, doch im produktiven Sektor bleibt es national. Und was wäre ein Kapital ohne Produktion von Werten? Realen Werten! Dinge, die die Gesellschaft des Menschen benötigt, für den Stoffwechsel mit der Natur. Die Gesellschaft selbst wäre eine einzige Illusion. So entspricht also die Finanzindustrie nicht nur dem Wesen des Kapitals, sondern es repräsentiert auch seine wahnwitzigsten Illusionen, seine reaktionärsten Utopien. Und es bleibt ein kapitalistischer Weltstaat – die „neue Weltordnung“ – ein Widerspruch in sich. Ein Unding oder eine aggressive Utopie einer abenteuerlichen Clique von Finanzjongleuren, von transnationalen kapitalistischen Aristokraten. Mittels ungeheurer Geldvermögen manipulieren diese die Weltpolitik und plündern die nationalen Ökonomien. Und diese Aktivitäten sind es, die die aktuellen Finanz- und Staatskrisen auslösen, ja Kriege provozieren. Und tun sie das nicht, dann werden sie in den Handels- bzw. Leistungsbilanzen als Erfolg gefeiert – des einen oder anderen Nationalstaats.

Vorteile?
Entschuldigen Sie bitte, Herr Braunberger, das mit den „Vorteilen“ müssen Sie mir noch mal erklären! Einen Blog mit 1000 Zeichen kommentieren, ohne Linkfunktion zudem? Das ist ein schwarzer Tag in der Geschichte der FAZ-Blogs. So sehe ich das.

faz.net/blogs/fazit/archive/2013/02/18/meisterwerk

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  • Von Herrschaftswissen zu erwerben ist leicht – für die Herrschenden am 21. Februar 2013 um 18:15 Uhr veröffentlicht

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  • Von Ein hart geprüftes Volk am 10. März 2013 um 19:11 Uhr veröffentlicht

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  • Von Schlicht Barbarei! am 23. April 2013 um 14:30 Uhr veröffentlicht

    […] Beitrags die Kommentare selber moderiert – meinen Leserkommentar nicht zu. Also nicht nur ein Narziß wie er im Buche steht, sondern ganz offenbar ein Pseudolinker, ein ganz gewöhnlicher, nämlich […]

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